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Der Brockenwicht: Seite 64

Oh, oh! Wenn eine gemeine Hexe einem etwas gratis andrehen wollte, so war Vorsicht geboten. Eigentlich nicht nur bei Hexen! Die Gefahr, über den Tisch gezogen zu werden, bestand immer, vor allem, wenn findige Geschäftemacher das Publikum mit sagenhaften Nachlässen, kostenlosen Geschenken und ungeahnten Möglichkeiten der Geldvermehrung köderten. Auf dieser Welt gab es nichts umsonst und auch wenn der suggerierte Vorteil zunächst scheinbar kein Geld kostete, so bezahlte man am Ende an einer anderen Stelle, mit Dingen, die vielleicht noch wertvoller waren als die elenden Scheine. Immer.

»Nee«, lehnte ich ab, »lass es mal mit deinem Telefon. Sag lieber: Hast du nicht zufällig eine Taschenlampe? Ich bezahle dir auch gutes Geld dafür.«

 

»Die Taschenlampen sind gefragt

Und Mangelware, wie man sagt.

Wie wäre es mit dem iPhone

Mit Taschenlampenfunktion?«

 

Die Alte nervte. »Ich hab schon eins, wie du siehst«, sagte ich. »Okay, dann mach's gut. Ich muss weiter!«

Aber sie ließ sich nicht einfach abwimmeln. Die Hexe stellte sich mir in den Weg und führte ihr Verkaufsgespräch fort:

 

»Man wandert schwer die halbe Nacht

Und doch hat man's nicht weit gebracht,

Wenn man am Ende nicht besucht

Das Fest des Fürsten mit dem Huf.

So sag ich Euch, Ihr edler Mann,

Ihr braucht ein passendes Gewand

Für diesen Anlass. Schauet her!

Mein Laden ist nicht wirklich leer

Und von den Schuhen bis zum Anzug

Ist alles hier für Euren Ausflug.«

 

(?)
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Das Geheimnis des vernebelten Passes

Das Geheimnis des vernebelten Passes

Reiseroman von Nikolaus Warkentin
»Jetzt lesen

Was labberte da die dumme Hexe wieder für ein wirres Zeug von einem Fest? Der Griesgrämige hatte vorhin auch schon so was gesagt. Oder? Eindeutig – Mephisto hätte ihn eingeladen, hatte er berichtet. Es wurde mir langsam zu bunt mit dem Hexenweib.

»Viel Erfolg«, meinte ich noch abschließend zu ihr und machte mich auf den Weg. Die Trödelhexe nuschelte noch eine Zeit lang etwas Undeutliches mir hinterher.

1000 HNH! Unerwartet tauchte eine weiße Aufschrift auf einer der Betonplatten auf, als ich eine Viertelstunde später ohnehin schon anhalten wollte, um etwas durchzuatmen. Die Markierung kam sehr gelegen. Ich stoppte und leuchtete mit dem Telefon links und rechts. Ich war auf eintausend Höhenmetern! Das bestätigte zusätzlich noch ein Pfosten neben dem Hirtenstieg mit einem Schildchen »1000 m ü. NHN«. Darüber, aus welchem Grund es einmal HNH und einmal NHN hieß, wollte ich mir nicht den Kopf zerbrechen, wichtig war nur, dass sie echt zu sein schien, die Markierung hatten offenbar nicht irgendwelche Schattenzwerge oder Zerbolte mit den Hexen auf den Platten aufgemalt, um mich in die Irre zu führen.

Es war auch sonst verdächtig ruhig. Auf dem letzten Stück des zermürbenden Aufstiegs war ich keinen geisterhaften Geschöpfen begegnet: Die Zerbolte hatten scheinbar anderweitig zu tun, Faust und Mephisto waren nun endgültig verschwunden und was die Schar von Hexen machte, wollte ich nicht so genau wissen, es reichte vollkommen, dass sie mich nicht belästigten. Es konnte nicht mehr weit sein bis zum Gipfel. Nur noch hundertvierzig Höhenmeter und vielleicht ein Kilometer Luftlinie war die Brockenspitze entfernt. Ich wusste es nicht genau, doch wenn ich das Licht ausmachte, sah ich vorne trotz Dunkelheit deutlich die Hangkrümmung, hinter der ein rötlicher Schein den Himmel erhellte wie ein Lichtblick am Horizont. Es musste der Rand des Brockenplateaus sein, die Erlösung lag in greifbarer Nähe. Noch ein paar Meter, noch die letzte Kraftanstrengung, redete ich auf mich ein, und du würdest bequem durch ein flaches Gelände wandern.

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Der Brockenwicht von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Die Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 9.844
Online Seiten: 130
PDF Downloads: 0
PDF Seiten: 298
EPUB Downloads: 0
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 495535
Druckwörter: 91448
Buchseiten: 384
Erschienen: July 2022

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