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OPEN DIGITAL LITERATURE PROJECT
Der Brockenwicht: Seite 129

Das Bild ändert sich erneut. Eine mysteriöse Kraft lässt mich wieder in luftige Höhe steigen und … ich sehe schon die nächste Szene der wilden Verfolgungsjagd. Während sich Karl in rasendem Tempo auf der Straße nach Bad Harzburg entfernt, fährt die Limousine in Stapelburg eine Gasse nach der anderen ab, um das flüchtende Auto zu entdecken. Der Brockenwicht hat es wieder ganz kunstvoll eingefädelt und von Blocksberg auf eine Irrfahrt geschickt. Unser Karl nähert sich auf der leeren Straße der Baustelle, die Ampel steht auf Grün, aber der Wagen hält davor und wartet, bis sie auf Rot springt. Solches Verhalten habe ich bei ihm bisher noch nicht beobachtet. Von Blocksberg versteht endlich, dass er hereingelegt wurde, steuert seinen Wagen zur Kreuzung an der Hauptstraße und fährt nach kurzem Zögern zur Eckerbrücke, nach Bad Harzburg. Seine schwarze Limousine ist ein großer, stattlicher Wagen, der weit mehr Power hat als der kleine Karl, und es scheint nur eine Frage von Minuten zu sein, bis der teuflische Brockenführer ihn vor der Ampel an der Baustelle zu Gesicht bekommt. Aber der Kleine ist nicht von gestern, er spürt die nahende Gefahr mit jedem einzelnen Zahnrad seines Getriebes und fährt bei Rot in die Baustelle hinein! Er muss den Kollegen am anderen Ende zuvor zugerufen haben, dass sie sich etwas gedulden sollen, bis er die Baustelle passiert, denn sie warten alle und Karl bedankt sich auch mit aufblinkenden Scheinwerfern, wenn er vorbeifährt. Jetzt sind sie an der Reihe, fahren los und treffen in der Mitte auf die schwarze Limousine. Empört über die unerhörte Frechheit des Besitzers stürmen die Fahrer auf die Fahrbahn und es hätte bald Prügel gehagelt, hätte von Blocksberg nicht den Rückwärtsgang eingelegt und sich geschlagen zurückgezogen.

»Hihihi, hihihi, hihihi«, dringt plötzlich Brockenwichts Stimme in meinen Traum, aber ich kann ihn nirgendwo entdecken, sosehr ich mich bemühe. Die schrillen Töne lassen das Traumbild verblassen und es verflüchtigt sich unwiederbringlich.

 

Ich wachte auf. Das »Hihihi« klang noch in meinen Ohren, aber sonst war es still im Zimmer. Hinter dem Fenster graute es. War es noch der Abend oder schon der Morgen? Geli schlief auf der rechten Betthälfte neben mir, also eher der Morgen. Ich sah nach der Uhr und fand die Bestätigung, es war kurz nach vier. Ich stand auf, ging noch schlaftrunken in den Waschraum und setzte anschließend Wasser für den Kaffee auf. Hatte das »Hihihi« noch zum Traum gehört oder hatte es mich aufgeweckt? Ich konnte mich noch in allen Einzelheiten an den albernen Traum erinnern. Was hatte das Ganze zu bedeuten? Spielte nur meine Fantasie verrückt oder war an der Geschichte wirklich etwas dran? Hatte sich tatsächlich alles so zugetragen, wie es mir meine Erinnerung darzustellen suchte, oder war viel, viel mehr passiert und ich hatte es nicht mitbekommen? Vor allen Dingen beunruhigte mich Esmeralda, die dem Studentenpaar in den Zug gefolgt war, doch zweifelte ich noch an dem Wahrheitsgehalt der Vision.

Der Wasserkocher schaltete sich ab, das Wasser war heiß. Im halbdunklen Zimmer machte ich mir einen Kaffee, trat an die Balkontür und öffnete sie, um nach dem Wetter zu sehen. Es nieselte noch leicht, aber der große Regen schien vorbei zu sein. Ich ging hinaus, um die Aussichten genauer einschätzen zu können, und sah nach oben. Es war noch nicht viel davon erkennbar, wie der Tag werden sollte, und mein Blick wanderte über die Dächer der umliegenden Häuser, in denen schon hier und da Licht hinter den Fenstern brannte, bis ich schließlich meine Augen nach unten zur Straße richtete und im gleichen Augenblick vor Schreck erstarrte. Unten vor dem Haus parkte die schwarze Limousine.

In Panik sprang ich weg vom Geländer, um nicht entdeckt zu werden, und hörte durch die offene Balkontür vertraute Laute aus dem Zimmer: »Hihihi!«

Es war also der Wicht, der mich zuvor mit seinem »Hihihi« geweckt hatte, und er musste sich irgendwo im Zimmer befinden. Ich schloss vorsichtshalber wieder die Balkontür und schaltete überall das Licht an, um noch einmal gründlich nachzusehen. Aber keiner war da!

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Roman von Nikolaus Warkentin
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Der Brockenwicht von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Die Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 9.861
Online Seiten: 130
PDF Downloads: 0
PDF Seiten: 298
EPUB Downloads: 0
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 495535
Druckwörter: 91448
Buchseiten: 384
Erschienen: July 2022

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