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Der Brockenwicht: Seite 118
»Ja«, pflichtete Dominik mir bei, »die Wunde sieht wirklich ein bisschen komisch aus. Aber … aber warum kann ich denn den Zustand der Wunde sehen und die Jungs nicht, und Leonie sieht sie ganz normal, während du nur ihre Skelette?« »Wenn ich es wüsste …? Ich verstehe vielleicht etwas falsch, aber eins weiß ich genau: Wir alle sind in ernster Gefahr!« Ich glaubte, meine Rede hatte bei allen einen gewissen Eindruck hinterlassen, denn alle schwiegen nachdenklich eine Zeit lang, ehe Dominik wieder das Wort ergriff. »Ich würde ihnen jetzt einen Vorsprung geben, bevor wir weitergehen«, merkte er pragmatisch an. Wir einigten uns darauf, dass die Rast noch zehn Minuten länger dauern sollte, um dem Heer der Zwerge nicht in die Quere zu kommen. Müßig standen wir am Geländer der Brücke und unterhielten uns noch eine Weile miteinander. »Warum mussten wir denn eigentlich unsere Telefone ausschalten?«, fragte mich Dominik. »Denkst du, dass diese Zwerge uns irgendwie orten und verfolgen können? Es gibt so oder so keine Verbindung, also können wir auch kaum geortet werden.« »Die Zwerge«, klärte ich ihn auf, während ich mit einem Ohr dem Gespräch von Leonie und Angelina zuhörte, »sind hier leider nicht die Einzigen. Es gibt weitaus mächtigere Figuren, die hier die Schicksale lenken. Ihr wart ja auch in dem Brockenmuseum, oder?« »Ja, ja, sicher!« »Hast du dort ganz oben unter der Kuppel nichts Außergewöhnliches gesehen?« Er überlegte und versuchte sich an die Einzelheiten ihrer Besichtigung zu erinnern. Die Frauen unterhielten sich indessen über die Orte und die Unterkünfte, in denen jede Partei untergekommen war. Es stellte sich heraus, dass das Pärchen in Thale ihr Quartier hatte. »Wart ihr schon im Bodetal wandern?«, erkundigte sich Leonie bei meiner Frau, die vermutlich keine Ahnung davon hatte, wo sich der besagte Ort auch nur annähernd befand. Ich hatte zwar von der sagenhaften Schönheit des Tals im Reiseführer gelesen, aber es war bisher nicht in die nähere Auswahl der sehenswerten Orte gekommen.
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»Nein, leider nicht!«, antwortete ich für Geli. »Es ist zauberhaft schön!«, sagte das Mädchen begeistert, als sich ihr Freund zurückmeldete. »Nein«, negierte er, »Da oben steht nur ein alter Parabolspiegel und ein paar schrottreife Geräte von der Stasi. Sonst nichts.« »Glückspilz!«, scherzte ich. »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Die Stasi-Abhörzentrale hatte nie aufgehört zu existieren. Das kann ich mit voller Verantwortung behaupten, nach all dem, was ich heute erlebt hatte.« »Hä?«, wunderte sich der junge Mann. »Ja, die Verbrecher, die heimlich lauschen und Daten sammeln, regieren die Welt bis heute, wenn auch in anderer Gestalt. Du kannst es mir glauben: Wenn die Smartphones keine Verbindung zu Außenwelt haben, heißt es noch lange nicht, dass wir nicht von dem Berg dort oben überwacht werden können. Ich kann es dir bei Gelegenheit erklären, wenn wir in Kontakt bleiben.« »Ja, gerne. Wir können ja nachher die Rufnummern tauschen, sobald die Geräte wieder online sind. Wir müssen ja auch noch … Nein, eigentlich nicht. Ich habe gerade gedacht, dass wir noch den Notarzt rufen müssen, aber so wie es aussieht: Wozu eigentlich? Leonie, wie geht es dir überhaupt?« »Ich bin fit!«, sagte sie. »Es reicht, wenn ich morgen einfach kurz in eine Arztpraxis gehe, denke ich.« »Eine Anzeige bei der Polizei hätte sich damit auch erledigt«, erinnerte ich alle an ein weiteres Vorhaben. »Oder ich wüsste nicht, wen wir und wegen was anzeigen sollen. Etwa die Schattenzwerge, die keiner sehen kann, wegen einer Körperverletzung, die nicht mehr vorhanden ist?« »Da hast du vermutlich recht«, stimmte mir Dominik zu. »Sollten wir jetzt nicht mal aufbrechen?« »Ja, ich glaube, es ist höchste Zeit!«, pflichtete ich ihm bei und wir machten uns auf den Weg.
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KurzinhaltDie Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?Über den Autor
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