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Der Brockenwicht: Seite 111

Das war eine Frage, eigentlich die Frage, mit der ich mich schon eine Zeit lang beschäftigte. Viele Optionen, wie wir möglichst schnell nach Ilsenburg kamen, um Leonie ins Krankenhaus zu bringen, gab es nicht. Es stellte sich gar die Frage, ob wir überhaupt imstande waren, die Aufgabe zu bewältigen. Die Möglichkeit, hier in der Hütte sitzen zu bleiben, in der Hoffnung, dass ein Rettungshubschrauber von alleine kommen würde, weil wir alle vermisst wurden, hatte ich von vornherein abgetan. Darauf zu vertrauen, dass hier jemand vorbeilief, uns sah und dann unten in der Stadt den Notarzt informierte, war nicht weniger abenteuerlich. Man hätte sicher auch jemanden von den Anwesenden nach unten schicken können, um Hilfe zu holen. Aber wen? Geli hätte mit ihrem Orientierungssinn vielleicht nicht mal den Weg zu den Ilsefällen gefunden. Sie schied aus. Ich selbst musste die Stellung hier vor Ort halten, denn das Ganze war erst überhaupt auf meiner Leichtsinnigkeit gewachsen und es wäre das Letzte gewesen, wenn ich mich noch aus dem Staub machen würde. Es blieb nur Dominik. Aber ich wollte es ihm nicht antun. Er war schließlich schon einmal heute als Geisel genommen worden und ich konnte ihm weitere Überraschungen dieser Art nicht zumuten. Wer hätte darauf auch nur einen Cent gesetzt, dass der widerliche Zwerg es nicht erneut versuchte, diesmal auf eigene Faust, denn an Mephistos Abmachungen mit mir musste er sich ja nicht halten. Und Mephisto …? Was waren schon seine Versprechen wert? Wer traute schon dem Teufel? Der Gute konnte seine Meinung dreimal am Tag ändern. Am Ende blieb nur die Möglichkeit, dass wir uns allesamt auf den Weg nach Ilsenburg machten. Egal wie mühsam das Unterfangen einem auf den ersten Blick vorkam, war es, wie es schien, die beste Alternative aus allen, die wir hatten. Vielleicht hätten wir Glück gehabt und die Funkstöranlage des Urians würde zufällig in Flammen aufgehen oder wir bekamen weiter unten eine Verbindung zu einem Funkmast in Ilsenburg, damit wir endlich jemanden anrufen konnten.

»Ich überlege«, antwortete ich dem Jungen, »ob wir vielleicht so eine Art Trage bauen könnten, um Leonie zu transportieren.«

»Sie denken also …«

»Ich bin du, nicht Sie«, unterbrach ich ihn.

»Du denkst also«, korrigierte er sich, »sie ist transportfähig?«

»Es spiel keine Rolle, was ich denke. Wir haben keine andere Wahl.«

(?)
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Des Teufels Steg - Wenn sich die Pforte schließt

Des Teufels Steg - Wenn sich die Pforte schließt

Roman von Nikolaus Warkentin
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Dominik ging kurz in sich. »Schwierig«, sagte er anschließend. »Im Wald könnte man schon zwei kräftige Stöcke finden, aber es fehlt uns ein ausreichend großes Stück Stoff, das wir dazwischen spannen könnten.«

»Ja. Es war auch mein Problem. Regenjacken wären da wenig hilfreich.«

»Man könnte auch aus einem dicken Ast so eine Schiene basteln«, unterbreitete er seinen Vorschlag zur Lösung des Problems, »und sie dann am Bein festbinden.«

Die Idee gefiel mir sogar ganz gut, zumal es auch das Einzige zu sein schien, was hätte funktionieren können. Alles hing davon ab, wie schnell sich das Mädchen erholte, um ein paar Schritte mit der Schiene laufen zu können. Mit unserer Hilfe, verstand sich, aber trotzdem. Und ich glaubte, die Aussichten waren nicht so schlecht, denn Leonie schien schon voll präsent zu sein, sie hatte ihren Kopf auf dem Rucksack in unsere Richtung gedreht und hörte aufmerksam dem Gespräch zu.

»Ich glaube, schon, dass es geht, Dominik«, sagte sie überzeugt.

»Bist du sicher?«, stellte Geli ihre Frage, noch bevor Dominik etwas erwidern konnte.

»Ja, ich habe keine Schmerzen.« Sie versuchte, das verletzte Bein anzuheben, aber es gelang ihr nicht.

»Es liegt wahrscheinlich nur daran«, mutmaßte ich optimistisch, »dass das Blut abgeklemmt ist und du kein Gefühl im Bein hast.«

»Ja, stimmt«, meldete sich Dominik zurück ins Gespräch, »wir müssen ja den Gurt auch irgendwann wieder lockern, sonst stirbt ihr Bein noch ab ohne Blut.«

»So schnell passiert es nicht, aber du hast recht!«, sagte meine Frau.

»Wir müssen ja eh nachsehen, ob es noch blutet, bevor wir die Schiene anbringen können«, bemerkte ich und wandte mich an Geli: »Versuch mal, die Schlinge etwas zu lösen, mal sehen.«

»Und ich kann inzwischen nach einem passenden Ast im Wald suchen!«, bot sich Dominik bereitwillig an und ging aus der Hütte hinaus.

Geli lockerte das improvisierte Tourniquet. Das Bein, das indessen etwas bläulich angelaufen war, füllte sich wieder mit dem Lebenssaft und, o Wunder, unter dem Verband tropfte kein Blut heraus.

»Und?«, fragte sie das Mädchen nach ihrem Wohlbefinden.

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Der Brockenwicht von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Die Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 9.859
Online Seiten: 130
PDF Downloads: 0
PDF Seiten: 298
EPUB Downloads: 0
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 495535
Druckwörter: 91448
Buchseiten: 384
Erschienen: July 2022

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