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Der Brockenwicht: Seite 104

»Von jetzt an bist du auf dich allein gestellt, ich kann nichts mehr machen, viel Glück«, flüsterte der Wicht mir ins Ohr und verstummte.

Ja. Ich wusste es auch ohne den Wicht. Ich war auf mich allein gestellt, denn ich, ich einzig und alleine, kein anderer außer mir, hatte die abscheuliche Schlussszene dieser »Fausttragödie« herbeigeführt. Durch ein leichtsinniges Okay zu den teuflischen Allgemeinen Besuchsbedingungen.

»Wer ist dieser Mann?«, fragte meine Frau ahnungslos.

»Es ist ein ganz böser Mann«, sprach ich tiefsinnig zu ihr. »Pass auf, du bleibst jetzt hier stehen und ich gehe rüber, um ein paar Dinge zu klären. Und lauf wie der Teufel, wenn mit mir irgendwas ist. Lauf weg, so schnell und so weit du kannst.«

Sie wollte noch etwas entgegnen, aber ich hörte sie nicht mehr. Ich war unterwegs, um meine Schulden zu begleichen.

Mephisto war nicht allein. Ranulf von Blocksberg war allem Anschein nach erfolgreich auf der Suche nach seinem Hut gewesen und begleitete ihn nunmehr in voller Montur. Er stand in Bereitschaft abseits der Hütte. Neben ihm tänzelte unschlüssig und nervös das schöne Halbhexchen, das ich auf dem Hirtenstieg getroffen hatte, von einem Fuß auf den anderen und wusste nicht, was sie mit sich anfangen sollte. Vermutlich musste sie gerade ihre erste Bewährungsprobe im Auftrage des Meisters bestehen.

»Du hältst dich wohl für besonders schlau?«, sprach Mephisto zu mir ohne Umschweife, als ich näher kam. Der Tonfall verhieß nichts Gutes.

Ich blieb stehen und fragte gleichermaßen frech: »Was willst du von mir?«

»Sieh mal einer an!«, fuhr der Höllenfürst fort. »Wir haben noch Mut. Folgendes, mein Freundchen: Es ist noch keinem gelungen, sich seiner Pflicht mir gegenüber zu entziehen. Wir haben mit dir einen Vertrag und es wird mit dir nicht anders sein! Meinen Teil habe ich erfüllt und du versuchst schon den ganzen Tag, dich vor der Gegenleistung zu drücken.«

»Was wäre denn meine Pflicht zum Beispiel?«, fragte ich angriffslustig. »In deinem verbrecherischen Vertrag, den du mit kriminellen Methoden erzwungen hast, stand nichts Genaues über Verpflichtungen, also gibt es auch keine!«

»So? Keine Verpflichtungen, sagst du? Na mal sehen, was du singst, wenn gleich die beiden deinen Teil des Vertrages für dich erfüllen müssen. Zwerg, beiß mal etwas fester zu.«

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Das Geheimnis des vernebelten Passes

Das Geheimnis des vernebelten Passes

Reiseroman von Nikolaus Warkentin
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Der Junge zuckte zusammen und machte vor Schreck die Augen zu, seine Lippen zitterten, das Mädchen schrie hysterisch und schlug sich in wilden Verrenkungen, soweit es ihre Fesseln erlaubten. Erst jetzt bemerkte ich, dass der armselige Erpresser auch einen Vollstrecker mitgebracht hatte. Ein abstoßendes Wesen, wahrlich ein Zwerg von der Größe einer Katze, hockte neben der jungen Frau. Er trug keine Bekleidung, seine dicke, braun gefleckte Haut erinnerte an ein Stück gegerbtes Leder und war mit lichtem struppigen Haar bedeckt, in dem noch Reste irgendwelchen Unrats hingen. Von seinem Gesicht war nicht viel zu sehen, meinem Blick boten sich nur seine schwarzen aggressiv anmutenden Augen und die längliche Schnauze, denn mit seinem Maul hielt er sein Opfer an dem unbedeckten Oberschenkel fest und es gab keine Anzeichen dafür, dass er irgendwann vorhatte, seinen Biss zu lockern. Blut floss von der Bissstelle über die schneeweiße Haut des Mädchens zu Boden.

»Warte, warte, warte!«, ging ich dazwischen. »Was haben denn die beiden mit der Sache zu tun, dass du sie quälst? Was hat das arme Kind verbrochen, dass du sie zerreißen lassen willst?«

»Siehe doch mal«, bemerkte Mephisto zynisch, »was für schöne Rundungen die Kleine hat. Es kann doch keiner was dagegen haben, wenn meine treuen Untertanen ein Stückchen von dem leckeren Schinken bekommen! Sie sind es schon leid, die ganze Zeit nur Holz zu fressen.«

Ein jubelndes Geflüster wurde laut und ich bemerkte, dass sich rund um die Hütte ein wogendes Meer aus grauen Schattenzwergen in alle Richtungen erstreckte. Der Oberzwerg grunzte blutrünstig und vertiefte seine Fänge in den Oberschenkel. Das Mädel schrie auf vor Schmerz und weinte jämmerlich vor sich hin, während der hässliche Zwerg sich an ihrem Blut berauschte.

»Pass auf, man kann über alles reden!«, lenkte ich ein, um das Schlimmste zu verhindern.

»Na schau! Kann man das?«, fragte er voller Häme.

»Du hast ja immer noch nicht gesagt, was genau du eigentlich von mir willst! Aber ehe wir anfangen, lass deine Holzfresser hier verschwinden. Dann können wir reden.«

»Wie kann ich denn wissen, dass du mich nicht wieder für dumm verkaufen willst?«

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Der Brockenwicht von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Die Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 9.859
Online Seiten: 130
PDF Downloads: 0
PDF Seiten: 298
EPUB Downloads: 0
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 495535
Druckwörter: 91448
Buchseiten: 384
Erschienen: July 2022

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