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Das Geheimnis des vernebelten Passes: Seite 72

»Es war eine gute Idee, zuerst in die Stadt zu gehen!«, zollte ich meiner Frau das schuldige Lob.

»Natürlich. Aber du willst ja nie auf mich hören!«, scherzte Geli und nahm das letzte Stück Fladenbrot aus dem Körbchen – es war wirklich lecker.

Ziemlich schnell waren wir mit der Suppe fertig und warteten auf das Hauptgericht, nachdem der Kellner die Schüsseln abgeräumt hatte.

Ich fragte vorsichtig: »Sag mal, willst du den Botanischen Garten wirklich besichtigen? Ich meine, willst du dir jetzt jedes einzelne Bäumchen ansehen?«

»Ich wusste es! Du willst nie etwas machen, was ich gerne möchte!«

»Es war ja nur 'ne Frage. Ich wollte ja nur wissen, worauf ich mich einstellen soll«, rechtfertigte ich mich. »Ich meine, wir können ja gerne nach oben fahren, aber ob ich alle Blumen und Sträucher sehen will, weiß ich nicht. Man muss dort bestimmt noch Eintritt bezahlen.«

»Und wennschon!«, erwiderte Geli trotzig, als die Bedienung die Salate auftrug und zwei Fläschchen mit Öl und Essig dazu auf den Tisch stellte.

»Du kannst ja gerne reingehen. Und was mache ich in der Zeit? Ich weiß nicht, ob es da eine Kneipe gibt wie im Jardin de Cactus auf Lanzarote. Gott sei Dank, dass ich sie dort damals gefunden habe, du hast dir ja auch jeden verdammten Kaktus angesehen, und es gab hunderte davon. Was soll ich denn machen?«

»Ich habe keine Ahnung! Mach, was du willst!«, antwortete meine Frau verärgert, kippte sich etwas Olivenöl in den Salat und aß ein paar Salatblätter.

»Pass auf, wir können es ja so …«

Der Grinskellner unterbrach mich mitten im Satz, als er mit den Hauptspeisen auftauchte. »Your Sardinhas, Madam!«, verkündete er seine Botschaft.

Ich schaute interessiert hin, als er den Teller vor Geli auf den Tisch stellte, und schnupperte die Luft, denn ich wollte wissen, ob ich den Duft der Algarve aus Fisch und Steinkohlerauch wahrnehmen konnte. Nein. Die Sardinen sahen perfekt aus, aber sie rochen anders. Nach Holzkohle. Zu Hause hatte ich es auch schon einmal mit Sardinen von der Fischtheke und Holzkohle aus dem Supermarkt ausprobiert und musste einsehen, dass man Algarvesardinen nur in der Algarve bekam.

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Des Teufels Steg - Wenn sich die Pforte schließt

Des Teufels Steg - Wenn sich die Pforte schließt

Roman von Nikolaus Warkentin
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»Your rump steak, Sir!« Der Kellner setzte mir mein Essen vor.

»Thanks!«, dankte ich und machte mich an den Inhalt des großen Tellers.

Vorsichtig schob ich das schöne Spiegelei beiseite, das das Stück Fleisch krönte, und begutachtete kritisch das Werk des madeirensischen Grillmeisters, sobald sich der Kellner entfernt hatte. Das Steak war absolut nach meinem Geschmack gebräunt, die Reste der Kräuterbutter zergingen gerade in feinen Strömen auf der Oberfläche und ein Test mit einem Schnitt durch die Mitte brachte eine perfekte, lockere, rosafarbene Fleischstruktur zum Vorschein. Es duftete herrlich nach frischem, angegrilltem Rindfleisch, der Saft floss aus dem angeschnittenen Stück heraus und vermischte sich mit geschmolzener Butter!

»Wieso isst du nicht das Ei?«, fragte Angelina spöttisch, während sie eine ihrer Sardinen mit beiden Händen am Kopf und am Schwanz vor ihrem Mund hielt und kleine Häppchen vom Rücken abbiss, nachdem sie ihn von Flossen befreit hatte.

»Weil ich von Eiern erst mal genug habe! Mindestens für zwei Jahre. Und wie schmecken die Sardinhas?«, wollte ich meinerseits wissen.

»Ganz gut. Kannst ja mal probieren.«

»Vielleicht nachher«, erwiderte ich. »Vorerst bin ich mit meinem Steak beschäftigt. Es schmeckt wirklich gut!« Ich schnitt die zweite Steakhälfte an. Pommes und Salat waren auch schon zur Hälfte gegessen.

Wir aßen schnell. Nach einer Viertelstunde lehnte ich mich zurück und stellte fest, dass ich abgesehen vom Spiegelei und ein paar Gurkenscheiben in der Salatschüssel alles gegessen hatte. Ich musste den Koch loben, dass er so eine schmackhafte Mahlzeit hergezaubert hatte, obwohl das äußerliche Bild des Lokals zunächst nichts über seine Kochkünste vermuten ließ. Angelina war auch fertig mit ihren Sardinen und aß noch die letzten Tomatenstückchen auf, bevor wir uns unsere Verdauungszigaretten anmachten und entspannt das restliche Bier tranken. Angesichts der moderaten Preise bekam der Kellner ein großzügiges Trinkgeld, als er seine Rechnung brachte. Auf Desserts und Espresso verzichteten wir, ein leichter Zeitdruck zwang uns zum Aufbrechen. Wir hatten halb zwei und mussten pünktlich zum Bus zurück sein, denn es war der einzige, mit dem wir heute Ribeira Brava rechtzeitig erreichen konnten, um den Anschluss zum Encumeadapass nicht zu verpassen. Wie lange der Spaß im Botanischen Garten andauerte, war ungewiss!

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Das Geheimnis des vernebelten Passes von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Ein Ehepaar macht Urlaub auf der Insel Madeira, bewandert Bergpfade und Levadas, macht Ausflüge zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und besucht zahlreiche Orte. Als Ausgangspunkt für die Entdeckungstouren dient das Berghotel "Encumeada" am gleichnamigen Pass an der Wetterscheide in der Mitte der Insel. Oft wolkenverhangen und in Nebelschleier gehüllt, birgt der Bergpass, wie es scheint, ein Geheimnis, das vor allem dem Ehemann keine Ruhe lässt. Es passieren merkwürdige Dinge, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Mysteriöse Visionen aus einer parallelen Wirklichkeit plagen ihn. Sie werden auf eine geheimnisvolle Art immer dann ausgelöst, wenn er sich in der näheren Umgebung des vernebelten Passes befindet. Ungeahnte Fähigkeiten und über die menschliche Geisteskraft hinausgehende Erkenntnisse werden ihm zuteil. Seine Hoffnungen, dass die seltsamen Ereignisse mit der Abreise von der Insel ihr Ende haben werden, erfüllen sich nicht. Die Parallelwelt holt ihn während des Heimfluges ein. Der Handlung im Roman liegen wahre Erlebnisse während eines Urlaubs zugrunde, den der Autor zwischen dem 14. und dem 30. Juli 2014 auf der Insel Madeira verbracht hat. Mit ein wenig Fantasie entstand aus dem Reisebericht eine spannende Geschichte.
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 11.995
Online Seiten: 145
PDF Downloads: 54
PDF Seiten: 340
EPUB Downloads: 41
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 665482
Druckwörter: 122463
Buchseiten: 504
Erschienen: January 2021

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