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Das Geheimnis des vernebelten Passes: Seite 69
Auf dem mit rotem Stein gepflasterten Bürgersteig herrschte dichter Fußgängerverkehr, als wir nach einer Viertelstunde auf die Hauptstraße hinauskamen. Es war Mittagszeit und dementsprechend verhielt sich auch das zahlreiche Touristenvolk. Wir standen gar nicht so weit von der Haltestelle entfernt, wo wir vor einer Stunde ausgestiegen waren, sie war in Sichtweite sowie unglücklicherweise auch die Shoppingmall. Die Verbindungsstraße zwischen der Promenade und der Hauptstraße hatte uns im Kreis zurückgeführt, denn nach meiner Schätzung waren wir auf der Strandpromenade etwa einen Kilometer in Richtung Stadt spaziert und jetzt waren wir wieder dort, wo wir gestartet waren. Ich schlug vor, einen weiteren Spaziergang bis zum nächsten Haltepunkt zu machen, um das Forum Madeira endlich aus Gelis Blickfeld verschwinden zu lassen, und hörte zu meiner großen Freude keine Einwände. Es gab nichts Spektakuläres mehr zu sehen und wir erreichten das gesuchte Wartehäuschen schon nach fünfzehn Minuten. Soweit ich mich erinnern konnte, waren die Busse gut getaktet, sodass es nicht allzu lange dauern konnte, bis der nächste Doppeldecker kam. Wir hatten heute einfach Glück mit dem roten Bus, der wie gerufen am Ende der Straße auftauchte, sobald wir uns in eine kleine Schlange eingereiht hatten, aus Leuten, die ebenfalls mitfahren wollten. Es fanden sich auch zwei freie Plätze auf dem Oberdeck, die Sightseeingtour ging weiter. Laut der eingezeichneten Route im Flyer aus dem Touristikbüro befand sich unser Bus auf direktem Wege zum Hafen von Funchal. Ziemlich schnell wichen schöne Hotelanlagen Industriebetrieben und Zufahrten zu Hafenterminals mit Warenumschlagplätzen. Abgesehen davon, dass der Hafen die Schlagader der Stadt war, die das Leben der Bewohner aufrechterhielt, um nicht zu sagen der ganzen Insel, konnte man sich die Besichtigung von Anlagen mit riesigen, verrosteten Petroleumtanks sparen – wirklich schön sahen sie nicht aus! Erst als der Bus auf die Avenida do Mar fuhr, wo auf der rechten Seite eine weitläufige Hafenpromenade ihren Anfang hatte, wurde das Bild wieder vertrauter und erinnerte schon eher an eine Stadtrundfahrt. Hier am Hafen, wo das riesige Kreuzfahrtschiff vor Anker lag, war erst mal Schluss mit Sightseeing, wir mussten aussteigen, es war die Endstation und gleichzeitig der Ausgangspunkt der Sightseeingtour. Ich holte meinen Stadtplan wieder aus der Tasche heraus und sah nach, wo sich die Talstation der Seilbahn zum Botanischen Garten befand … »Ich glaube, wir sind hier am richtigen Ort, aber zur falschen Zeit!«, äußerte ich meine Bedenken, dass unser Vorhaben praktikabel war, nachdem wir es endlich durch das Gedränge an der Tür in den Bahnhof der Teleférico do Funchal geschafft hatten. Wir fanden uns gleich am Ende einer der drei oder vier Schlangen wieder, die von den Kassenschaltern weit vorne bis zur Eingangstür reichten. So hatte ich mir die Fahrt mit der Seilbahn zum Botanischen Garten nicht vorgestellt.
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»Es sind alles Passagiere vom Schiff, glaube ich. Sie sind in einer Stunde bestimmt alle weg. Wir können ja noch in die Altstadt gehen, wo der Markt ist«, schlug Angelina vor. Ja, richtig! Die Idee fand ich gut. Mercado dos Lavradores war eines Besuches wert. Land und Leute lernte man am besten kennen, wenn man nicht etwa Touristenboutiquen besuchte, wo in der ganzen Welt immer das Gleiche ausgestellt war, sondern Orte erkundete, die überwiegend von der einheimischen Bevölkerung frequentiert wurden, wie beispielsweise der Bauernmarkt von Funchal! Ich stimmte sofort zu: »Genau! Das machen wir auch. Außerdem haben wir unsere Bustour abgebrochen, uns fehlt noch ein gutes Stück in der Innenstadt. Das können wir auch zu Fuß erledigen. Du hast ja den Flyer noch nicht weggeworfen? Zeig mal. Wie geht die Route überhaupt?« »Gebe ich dir gleich, wenn wir wieder draußen sind«, sagte Geli, während wir uns den Weg ins Freie durch die Menge bahnten. Ein großer Verlust war die restliche Strecke nicht, stellte ich fest, als wir uns vom Bahnhof entfernt hatten und ich mir den Routenverlauf in Ruhe ansehen konnte. Der Bus drehte hier am Bahnhof von der Uferstraße nach links in die Innenstadt ab, um von dort nach einer kleinen Runde zum Mercado dos Lavradores zu fahren, auf der Straße, wo wir heute Morgen ausgestiegen waren. Noch ein Stückchen die Straße hoch wendete er und bewegte sich auf der anderen Seite des Flüsschens in der Mitte zurück zum Hafen, um von da auf die zweite große Verkehrsader der Stadt zu kommen und zur Stadtverwaltung zu fahren. Der nächste Haltepunkt auf dem Routenplan war schon das Touristikbüro – da hatten wir heute den Bus bestiegen. Das Rathaus war das Einzige, was wir nicht besichtigt hatten, vielleicht blieb nach dem Botanischen Garten noch genug Zeit, um es nachzuholen. Jetzt stand der Bauernmarkt und der historische Stadtkern drum herum auf dem Programm, ehe es mit der Seilbahn nach oben ging. Man hatte den Eindruck, dass alles in diesem Teil der Stadt irgendwie uralt und zerbrechlich war. Zumindest sahen die meisten Straßenzüge in der Zona Velha – Altstadt – so aus, als hätte João Gonçalves Zarco noch persönlich Baupläne dazu entworfen: Enge gepflasterte Gässchen, heruntergekommene Häuser mit abbröckelndem gelbem Putz und schief in den Angeln hängenden Fensterläden, hin und wieder sah man ein Lokal oder einen Laden im Erdgeschoss, wovon die meisten für immer geschlossen und zugenagelt waren. Es war das alte Viertel der Fischer und Handwerker, das bis heute noch ziemlich ärmlich wirkte.
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KurzinhaltEin Ehepaar macht Urlaub auf der Insel Madeira, bewandert Bergpfade und Levadas, macht Ausflüge zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und besucht zahlreiche Orte. Als Ausgangspunkt für die Entdeckungstouren dient das Berghotel "Encumeada" am gleichnamigen Pass an der Wetterscheide in der Mitte der Insel. Oft wolkenverhangen und in Nebelschleier gehüllt, birgt der Bergpass, wie es scheint, ein Geheimnis, das vor allem dem Ehemann keine Ruhe lässt. Es passieren merkwürdige Dinge, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Mysteriöse Visionen aus einer parallelen Wirklichkeit plagen ihn. Sie werden auf eine geheimnisvolle Art immer dann ausgelöst, wenn er sich in der näheren Umgebung des vernebelten Passes befindet. Ungeahnte Fähigkeiten und über die menschliche Geisteskraft hinausgehende Erkenntnisse werden ihm zuteil. Seine Hoffnungen, dass die seltsamen Ereignisse mit der Abreise von der Insel ihr Ende haben werden, erfüllen sich nicht. Die Parallelwelt holt ihn während des Heimfluges ein. Der Handlung im Roman liegen wahre Erlebnisse während eines Urlaubs zugrunde, den der Autor zwischen dem 14. und dem 30. Juli 2014 auf der Insel Madeira verbracht hat. Mit ein wenig Fantasie entstand aus dem Reisebericht eine spannende Geschichte.Über den Autor
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