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OPEN DIGITAL LITERATURE PROJECT
Das Geheimnis des vernebelten Passes: Seite 58

»Ach so?!«, äußerte ich meine Verwunderung. »Was werden Sie denn studieren, João?«

»Isch wurde gerne Wirtschaft studieren«, teilte er mir seine Absichten mit, während sein Blick träumerisch über die Decke hin und her wandelte.

»Dann drücke ich Ihnen fest die Daumen, dass beim Test alles gut geht!«

João versuchte mit dem rechten Zeigefinger auf den Daumen der linken Hand Druck auszuüben und fragte: »Daumen drücken, warum?«

»Das sagt man so auf Deutsch, wenn man jemandem Erfolg wünscht«, erwiderte ich und zeigte ihm die Geste, die zu dieser Redensart gehörte.

»Isch verstehe. Interessant!«

So wie es aussah, hatte ich gerade etwas Neues zu seinem Wortschatz beigetragen. Er wiederholte ein paarmal die neu erlernte Geste und flüsterte sich unter die Nase den dazugehörigen Ausdruck, während ich das restliche Bier trank.

»Like a one beer more?«, fragte João besorgt, ob ich noch eins wollte, als er gesehen hatte, dass mein Glas leer auf der Theke stand.

»Ja, gerne!«, bestätigte ich. »Ich gehe mal zum Tisch. Die Arbeit muss noch gemacht werden.«

»Welsches Zimmer haben Sie?«, erkundigte sich der junge Mann, um das Bier anzuschreiben.

Ich zeigte ihm den Schlüsselanhänger, worauf eine Acht zu sehen war, und begab mich wieder in meine Ecke unter dem Dachfenster.

Es wurde nach und nach lauter in der Empfangshalle. Die Hotelangestellten fingen damit an, die Sofas auf dem gefliesten Boden hin- und herzubewegen, um Platz zu machen. Die Kellner trugen die Esstische aus dem Restaurant die Treppe hoch und stapelten sie erst mal in einer Ecke. João Paulo brachte das bestellte Bier und stellte es freundlich lächelnd auf dem Tisch ab. Feine Bläschen stiegen vom Glasboden zur Oberfläche auf wie kleine Perlketten, um in der Schaumkrone aufzugehen, die den gut temperierten Gerstensaft schmückte, ein paar Tröpfchen liefen das leicht angelaufene Glas hinunter und landeten auf dem Untersetzer. Ich konnte nicht widerstehen und nahm einen guten Schluck, während ich mich mit dem Zuschneiden der Benutzerbilder beschäftigte. Es gab erstaunlicherweise nicht so viel zu tun und ich war mit der Arbeit schon fast fertig, als Angelina plötzlich neben dem Tisch auftauchte. Vermutlich waren die Prominentennachrichten durch und ihr wurde langweilig auf dem Zimmer. Sie ließ sich auf die Couch an der anderen Tischseite nieder und stellte eine Frage.

»Kannst du für mich auch ein Bier bestellen? Eins würde ich jetzt auch gerne trinken.«

»Jaja, gleich. Ich bin hier gleich fertig«, erwiderte ich und startete den Upload des letzten für heute Bildes. »Du kannst aber auch selbst den Mann fragen! Er versteht Deutsch. Sogar ganz gut!« Ich deutete auf João Paulo hinter der Empfangstheke und meine Frau fand den Vorschlag gut, sie stand wieder auf und ging sich ein Bier holen.

(?)
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Der Brockenwicht

Der Brockenwicht

Novelle von Nikolaus Warkentin
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Während Geli an der Theke auf ihr Getränk wartete und mit dem Rezeptionisten plauderte, machte ich die letzten Klicks und überlegte nun, wie es denn mit diesem Urlaub weitergehen sollte. Pico Ruivo stand natürlich ganz oben auf der Wunschliste meiner Frau, aber ich hätte heute keine hundert Meter auf dem Weg geschafft, der vom Pass zum höchsten Gipfel der Insel führte, morgen bestimmt auch nicht. Diesen Aufstieg mussten wir auf später verschieben. Wir brauchten dringend einen Wanderführer, in dem man jederzeit nachschlagen konnte, was alles einen unterwegs erwartete, wie viel Zeit und Kraft man für die Tour brauchte, und außerdem noch abschätzen konnte, wie viel Proviant für die Wanderung erforderlich war, um nicht vor Erschöpfung umzufallen. Mit zwei Eiern und einer Handvoll Salz, kam man nicht sehr weit, wie der letzte Ausflug in die Berge es mit aller Deutlichkeit gezeigt hatte. Nicht zu vernachlässigen wäre auch die Hauptstadt von Madeira Funchal gewesen. »Botanischer Garten, botanischer Garten!« – das hatte ich schon zu Hause gehört, als Angelina eine Liste mit Sehenswürdigkeiten der Stadt im Reiseführer entdeckt und mich mit Begeisterung darüber informiert hatte, was man alles in Funchal erleben konnte. Den Botanischen Garten mussten wir auf jeden Fall besuchen, sonst hätte ich die Schuld für einen vermasselten Urlaub bis zum Ende meiner Tage auf den Schultern tragen müssen. Eigentlich sprach nichts dagegen, den Ausflug hätte ich mit Leichtigkeit gemeistert, es war immerhin eine Stadt und kein Ziegenpfad in den Bergen. Heute in São Vicente hatte es ja auch einwandfrei geklappt. Funchal konnte man also für die nächsten Tage fest einplanen, zumal auch eine direkte Busverbindung vom Hotel aus bestand. Dann gab es noch den Umstand, dass Madeira eine Insel im Atlantik war. Auf einer Insel Urlaub zu machen, ohne ein einziges Mal im Ozean schwimmen zu gehen, klang etwas seltsam. Wir hätten nach Möglichkeiten auch einen Strandtag einlegen sollen. Die Möglichkeiten der Insel in dieser Hinsicht schienen allerdings sehr begrenzt zu sein, jedenfalls hatte die Küstenlinie heute Vormittag nicht unbedingt als besonders dafür geeignet ausgesehen, um alle Vorzüge eines Strandbesuchs erleben zu können. Man konnte aber nicht ausschließen, dass es auf dem Eiland doch noch irgendwo eine Ecke gab, wo man ein Strandtuch ausbreiten konnte und durch die Brandung kam, ohne einen Beinbruch zu riskieren. Mit dem Pico Ruivo unter Vorbehalt, waren es jetzt drei konkrete Ziele, die mir durchaus realistisch vorkamen und jeweils einen ganzen Tag in Anspruch genommen hätten. Das konnten wir gleich mit meiner Frau besprechen.

Sie kam wie gerufen mit ihrem Bier in der Hand und sagte: »Er spricht wirklich gut Deutsch! Ich habe ihn gefragt, was man hier noch unternehmen kann und er …«

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Das Geheimnis des vernebelten Passes von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Ein Ehepaar macht Urlaub auf der Insel Madeira, bewandert Bergpfade und Levadas, macht Ausflüge zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und besucht zahlreiche Orte. Als Ausgangspunkt für die Entdeckungstouren dient das Berghotel "Encumeada" am gleichnamigen Pass an der Wetterscheide in der Mitte der Insel. Oft wolkenverhangen und in Nebelschleier gehüllt, birgt der Bergpass, wie es scheint, ein Geheimnis, das vor allem dem Ehemann keine Ruhe lässt. Es passieren merkwürdige Dinge, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Mysteriöse Visionen aus einer parallelen Wirklichkeit plagen ihn. Sie werden auf eine geheimnisvolle Art immer dann ausgelöst, wenn er sich in der näheren Umgebung des vernebelten Passes befindet. Ungeahnte Fähigkeiten und über die menschliche Geisteskraft hinausgehende Erkenntnisse werden ihm zuteil. Seine Hoffnungen, dass die seltsamen Ereignisse mit der Abreise von der Insel ihr Ende haben werden, erfüllen sich nicht. Die Parallelwelt holt ihn während des Heimfluges ein. Der Handlung im Roman liegen wahre Erlebnisse während eines Urlaubs zugrunde, den der Autor zwischen dem 14. und dem 30. Juli 2014 auf der Insel Madeira verbracht hat. Mit ein wenig Fantasie entstand aus dem Reisebericht eine spannende Geschichte.
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 11.995
Online Seiten: 145
PDF Downloads: 54
PDF Seiten: 340
EPUB Downloads: 41
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 665482
Druckwörter: 122463
Buchseiten: 504
Erschienen: January 2021

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