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Das Geheimnis des vernebelten Passes: Seite 44
Ich setzte Wasser auf und machte mir gleich einen Kaffee, nachdem ich das Zimmer betreten hatte. Es war indessen ganz hell geworden und es war Zeit, Geli zu wecken, das Restaurant machte gleich zum Frühstück auf und ich hatte Hunger. Ich ließ sie noch für die Länge einer Zigarette schlummern und ging auf den Balkon, um meinen Kaffee zu schlürfen. Es hatte aufgehört zu nieseln und die Schwaden lichteten sich langsam. Manchmal glaubte man, Sonnenlicht durch die Lücken zu sehen. Offenbar stand die Sonne schon über den Bergen und richtete ihre warmen Strahlen auf das in Dunst gehüllte Tal. Die Nebelbänke flohen wie Gespenster nach oben zum Pass, um sich hinter dem Turmberg zu verstecken. Waren die Visionen, die ich vorhin auf dem Gang erlebt hatte, ein Teil der wahren Geschichte von gestern oder spielte mein Verstand verrückt? Diese Frage konnte wohl nur jemand beantworten, der gestern Abend an meiner Seite gewesen war. »Ich fühle mich wie gerädert«, klagte ich, als ich merkte, dass meine Frau die Augen geöffnet hatte und schon eine Weile verträumt auf die Zimmerdecke starrte. »Mhmmm«, gab sie von sich. Man konnte nicht verstehen, ob es bestätigend gemeint war oder ich mich mit meinen Problemen zum Henker scheren sollte. »Was, mhmmm …?« »Du bist nicht allein, mhmmm!« Sie hatte keine gute Laune. »Also bist du auch kaputt!« »Mhmmm.« Bist du gestern rückwärts auf der Straße gelaufen?«, fragte ich, um herauszufinden, ob meine Visionen das waren, wofür ich sie hielt. »Ja.« Es hätte also wahr sein können, was ich gesehen hatte. Geli richtete sich im Bett auf und massierte sich die Waden unter der Decke. »Wann sind wir zurück ins Hotel gekommen?«, wollte ich wissen. »Ich habe keine Uhr. Es war schon fast dunkel. Weißt du es nicht mehr? Du hast noch am Eingang mit einem Kellner gesprochen und auf deine Uhr gezeigt«, sagte Angelina etwas, was mich endgültig von der Richtigkeit meiner Annahme überzeugte. »Ich weiß gar nichts mehr. Nach dem Sturz auf der Treppe ist alles weg! Nichts! Leere!« »Gebrüllt hast du wie ein Löwe im Käfig.«
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»An meinen Schrei kann ich mich erinnern.« »Nur an einen?«, fragte sie ironisch. »Wie viele gab es denn?« »Ununterbrochen hast du mir hinterher geschrien! Das müssen sogar Leute unten im Dorf gehört haben, wie du mich versucht hast zu stoppen, damit ich auf dich warte. Eine Zigarette nach der anderen geraucht und geschrien wie ein Wahnsinniger!« »Und dann?«, wollte ich die Geschichte bis zum Ende hören. »Was dann? Dann bist du die Straße im Mordstempo hinuntergelaufen, ohne mich zu beachten!« »Jaaaaa, ich bin vom Teufel besessen!«, zitierte ich einen Filmdialog, während Geli aufstand und ins Bad hinkte. Was sollte ich von dem Ganzen halten? Gedächtnisverluste kannte ich nur aus meinen jüngeren Jahren, wenn man sich nach einem übermäßigen Alkoholkonsum von Kumpeln erzählen ließ, was man für einen Blödsinn getrieben hatte. Vermutlich kam mein Zustand von gestern einem Vollrausch sehr nahe. »Habe ich gestern noch geduscht?«, interessierte ich mich für den weiteren Verlauf des gestrigen Abends, nachdem meine Frau aus dem Bad zurückgekehrt war. »Klar, dass wir geduscht haben! Danach hast du noch Schüttelfrost bekommen und im Restaurant die ganze Zeit gezittert!« »Im Restaurant? Waren wir noch essen?« »Du hast nichts gegessen. Du hast drei Bier hintereinander getrunken und bist zurück aufs Zimmer gegangen! Als ich zurückkam, hast du schon geschnarcht.« »Deswegen habe ich so einen Hunger! Lass uns frühstücken gehen«, schlug ich vor und zog mir meine Jeans an. Sie lag seit gestern im Rucksack und war weder verschmutzt noch verschwitzt. Wir dackelten den Gang hinunter zum Restaurant, nachdem Geli sich auch etwas Passendes angelegt hatte, und nahmen den Tisch am großen Fenster. Ich aß mit großem Appetit. Ich holte mir ganze drei Spiegeleier mit einigen Scheiben krossgebratenen Bauchspeck. Das fettreiche Mahl verdünnte ich mit heißem süßen Tee aus einem großen Becher und stillte den Hunger noch zusätzlich mit Unmengen Baguettebrot. Ich verschlang alles, ohne richtig zu kauen, und besorgte mir zum Schluss noch zwei Pfannkuchen, die ich genüsslich mit Marmelade bestrich und mit einem Kaffee verzehrte.
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KurzinhaltEin Ehepaar macht Urlaub auf der Insel Madeira, bewandert Bergpfade und Levadas, macht Ausflüge zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und besucht zahlreiche Orte. Als Ausgangspunkt für die Entdeckungstouren dient das Berghotel "Encumeada" am gleichnamigen Pass an der Wetterscheide in der Mitte der Insel. Oft wolkenverhangen und in Nebelschleier gehüllt, birgt der Bergpass, wie es scheint, ein Geheimnis, das vor allem dem Ehemann keine Ruhe lässt. Es passieren merkwürdige Dinge, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Mysteriöse Visionen aus einer parallelen Wirklichkeit plagen ihn. Sie werden auf eine geheimnisvolle Art immer dann ausgelöst, wenn er sich in der näheren Umgebung des vernebelten Passes befindet. Ungeahnte Fähigkeiten und über die menschliche Geisteskraft hinausgehende Erkenntnisse werden ihm zuteil. Seine Hoffnungen, dass die seltsamen Ereignisse mit der Abreise von der Insel ihr Ende haben werden, erfüllen sich nicht. Die Parallelwelt holt ihn während des Heimfluges ein. Der Handlung im Roman liegen wahre Erlebnisse während eines Urlaubs zugrunde, den der Autor zwischen dem 14. und dem 30. Juli 2014 auf der Insel Madeira verbracht hat. Mit ein wenig Fantasie entstand aus dem Reisebericht eine spannende Geschichte.Über den Autor
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