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Das Geheimnis des vernebelten Passes: Seite 42
Ich fuhr den Computer hoch und machte mir ein Bild, nachdem ich mich im Aufenthaltsbereich eingerichtet hatte. Meine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet, alles war viel besser, als ich gedacht hatte. Die Protokolldatei quoll zwar über, aber es war nicht so tragisch. Zugriffsanalysen hatte ich während des Urlaubs nicht vor zu betreiben, daher konnte die Datei einfach geleert werden. Meine letzte Aktivität datierte von gestern früh, es war vor unserer Wanderung auf dem Königspfad gewesen, die sich immer noch mit stechenden Schmerzen in meinem Körper bemerkbar machte. Die Webseite lief jetzt seit vierundzwanzig Stunden von alleine, aber die Ergebnisse ließen sich sehen. Es gab eine ganze Menge was zu tun, eine lange Reihe neuer Nutzer hatte sich während meiner Abwesenheit registriert und alle Daten mussten bearbeitet und freigegeben werden. Es erfüllte mich mit Stolz, dass endlich mal etwas, was ich erschaffen hatte, Früchte trug und sich in bare Münze umwandeln ließ, nach all den Mühen und Rückschlägen. Auf die Idee, von dem Siegeszug des Internets irgendwie zu profitieren, war ich schon fast vor acht Jahren gekommen – Not machte erfinderisch.
Wir betrieben mit meinem Kompagnon einen kleinen Zeitschriftenverlag und mieteten in Wesseling, einer ziemlich überschaubaren Kleinstadt zwischen Köln und Bonn, einige Büroräume in einem der Industriegebiete. Es war ein Geschäftsgebilde, das keineswegs etwas mit einem großen unternehmerischen Vorhaben zu tun hatte oder aufgrund einer zielgerichteten Entscheidung zustande gekommen war. Vielmehr war das Unternehmen aus einem anderen Verlag hervorgegangen, wo ich bis zum Jahre zweitausendzwei gearbeitet hatte. Eigentlich war mein Geschäftspartner zuvor der Vorstand dieses Verlages gewesen, mein direkter Vorgesetzter. Es wäre vielleicht auch so geblieben, wenn nicht eines Tages der Hauptaktionär aufgetaucht wäre und verkündet hätte, dass er keine Lust mehr verspürte, die Firma weiterhin zu betreiben. Ob man es wollte oder nicht, aber er war die treibende Kraft, das Hirn hinter dem Verlag, das essenzielle Entscheidungen traf. Er hatte ihn seinerzeit gegründet und zog gerne die Strippen im Hintergrund, obwohl er die Firma schon seit einiger Zeit nicht mehr offiziell leitete. Nachdem auch die letzten Mitarbeiter ihre Büros verlassen hatten, stand ich zunächst einmal vor dem größten Scherbenhaufen meines Lebens. Ich hatte vor zwei Monaten meinen vierzigsten Geburtstag gefeiert, es war also für mich als jemanden, der in dem Alter einfach von der Straße kam, nicht die allerbeste Ausgangsposition, um eine mehr oder weniger meinen Qualifikationen entsprechende Stelle in einem anderen Unternehmen zu finden. Man besetzte auch sehr ungern einfache Sachbearbeitungsstellen mit überqualifizierten Mitarbeitern, ich hatte mich immerhin schon bis zur Führungsebene vorgearbeitet. Es war bitter, aber ich musste mir eingestehen, dass mir nichts anderes übrig blieb, als wieder bei null anzufangen, dabei lag der letzte Neuanfang noch keine zehn Jahre zurück. Möglicherweise aber nicht ganz bei null, denn der Verlagseigner hatte offenbar nicht vor, das Geschäft ganz aufzugeben. Der Grund für die Liquidation des Unternehmens musste eher in dem Wunsch gelegen haben, sich der Personalkosten zu entledigen. Auf jeden Fall bot er meinem späteren Geschäftspartner an, der als Vorstand nicht einmal Anspruch auf Arbeitslosengeld hatte, für ihn die Verwaltung des Abonnentenstamms auf selbständiger Basis zu übernehmen, was mir dieser seinerseits ebenfalls andiente. Ein kleiner eigener Betrieb, auch unter der Inkaufnahme der Scheinselbständigkeit, schien eine bessere Alternative, als bei der Bundesagentur für Arbeit Schlange zu stehen. Man konnte ja zumindest versuchen, auch eigene Geschäftsfelder zu erschließen.
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Wir hatten schon vieles durchprobiert, ehe wir zu der Erkenntnis kamen, dass eigene Publikationen am aussichtsreichsten waren, auch wenn sie nur unter Zuhilfenahme der Dienste von Fremdautoren zu stemmen gewesen wären. Wie man die Sachen an den Mann brachte, hatten wir schon zuvor gelernt. Das Geschäft entwickelte sich sehr positiv, wir nahmen sogar Kontakt zu einigen ehemaligen Mitarbeitern des Verlages auf und beschäftigten sie hin und wieder in Teilzeit, ich freute mich richtig, wieder vertraute Gesichter im Büro zu sehen. Wir hatten auch eine Reihe von zahlungskräftigen Großkunden gewonnen, für die wir die Verwaltung ihrer Datenbestände machten. Mit vereinten Kräften hatten wir es geschafft, etwas aus dem Boden zu stampfen. Ich holte sogar Angelina in den Betrieb und wir beschäftigten sie halbtags. Unsere Töchter hatten Nachwuchs bekommen und sie gab ihre Vollzeitstelle im Supermarkt auf, um ihren »Pflichten« als Großmutter nachgehen zu können. Es schien zunächst, dass sich die Entscheidung, das Geschäft in Eigenregie zu betreiben, auszahlte. Ich machte meine ersten Versuche, eine halbwegs vernünftig aussehende Webseite zu erstellen, nachdem ich gemerkt hatte, dass das weltweite Netz immer öfter als Quelle von Informationen diente und sich die Lektüre langsam aber sicher vom Papier auf den Bildschirm verlagerte. Es ging nur mühsam voran. Mein Gott, war das schlecht, was dabei herauskam! Die Konkurrenz war schon viel weiter. Ich versuchte, systematischer vorzugehen: Buchläden gehörten noch zum Straßenbild eines jeden größeren Ortes und ich besorgte mir zwei fachbezogene Bücher für Einsteiger. Sie brachten mich zwar ein ganzes Stück weiter, aber den Niedergang unseres Betriebes konnten sie nicht mehr aufhalten. Es war zu spät. Eines Tages mussten wir zugeben, dass wir den allgemeinen Trend verschlafen hatten.
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KurzinhaltEin Ehepaar macht Urlaub auf der Insel Madeira, bewandert Bergpfade und Levadas, macht Ausflüge zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und besucht zahlreiche Orte. Als Ausgangspunkt für die Entdeckungstouren dient das Berghotel "Encumeada" am gleichnamigen Pass an der Wetterscheide in der Mitte der Insel. Oft wolkenverhangen und in Nebelschleier gehüllt, birgt der Bergpass, wie es scheint, ein Geheimnis, das vor allem dem Ehemann keine Ruhe lässt. Es passieren merkwürdige Dinge, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Mysteriöse Visionen aus einer parallelen Wirklichkeit plagen ihn. Sie werden auf eine geheimnisvolle Art immer dann ausgelöst, wenn er sich in der näheren Umgebung des vernebelten Passes befindet. Ungeahnte Fähigkeiten und über die menschliche Geisteskraft hinausgehende Erkenntnisse werden ihm zuteil. Seine Hoffnungen, dass die seltsamen Ereignisse mit der Abreise von der Insel ihr Ende haben werden, erfüllen sich nicht. Die Parallelwelt holt ihn während des Heimfluges ein. Der Handlung im Roman liegen wahre Erlebnisse während eines Urlaubs zugrunde, den der Autor zwischen dem 14. und dem 30. Juli 2014 auf der Insel Madeira verbracht hat. Mit ein wenig Fantasie entstand aus dem Reisebericht eine spannende Geschichte.Über den Autor
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