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Das Geheimnis des vernebelten Passes: Seite 22

»Wir sind jetzt hier … und müssen … Ha, ha, ha!« Meine Frau konnte den Satz vor Lachen nicht beenden.

»Madame, grand maximum … Madame …!« Ich konnte mich auch kaum halten, um nicht einen Lachanfall zu bekommen.

»Und die Engländer? Die Engländer waren auch gut!«, erinnerte sich Angelina an das britische Ehepaar im Folhadal.

»Jaja! Der Tropenforscher und die Botanikerin! Ob der Portugiese sie heute heil ins Hotel gebracht hat? Ha, ha, ha!«

Es rauschte schon kräftig in unseren Köpfen, als wir uns endlich gegen acht Uhr ins Restaurant begaben, in leichten Schlangenlinien, aber immer noch fest auf den eigenen Beinen, sodass der Kellner reines Gewissens seine Kreuzchen in der Anwesenheitsliste machen konnte. Der Madeirawein hatte es in sich! Wir aßen recht viel und schnell. Das Essen war lecker und wir hatten einen Bärenhunger. Seit unserem Picknick um eins waren schon sieben Stunden vergangen und der Wein hatte den Appetit unglaublich angeregt.

Die Franzosen veranstalteten diesmal keine große Runde. Sie saßen grüppchenweise an den Tischen und unterhielten sich leise. Nur Jean-Luke, der inzwischen seinen Kater auskuriert hatte, lief hin und wieder zur Büfettauslage und erfüllte den Speisesaal mit seinen begeisterten Rufen.

»Hoiii! Hoiii!«, rief Jean-Luke, als er sich schon zum dritten Mal der Stelle am Büfett näherte, wo die rotgebrühten Riesengarnelen in einer Warmhalteschüssel lagen und appetitlich dampften.

Er holte sich wieder einen Nachschlag und machte einige lustige Bemerkungen, die er an zwei Mitglieder seiner Mannschaft richtete. Sie standen daneben und zeigten ebenfalls ein unverkennbares Interesse an den Krustentieren.

»Hoiii! Hoiii!«, ging es im Zweisekundentakt weiter, und zwar jedes Mal, wenn er an einem Tisch vorbeiging, wo Restaurantgäste speisten, die zu seiner Gruppe gehörten, und sich teilweise mit dem gleichen Gericht beschäftigten.

Wir waren mit dem Essen kurz vor neun fertig. Behagliche Wärme aus der Magengegend breitete sich im ganzen Körper aus. Wir lehnten uns zurück und tranken noch unsere Getränke aus, ehe es Zeit wurde, unsere Beine zu dem heimatlichen Hotelzimmer zu bewegen. Auf der Treppe konnte man noch ein paarmal das freudige »Hoiii!« aus dem Restaurant hinter uns hören.

»Sollen wir noch den Meio Doce probieren?«, wollte ich wissen, nachdem wir auf dem Zimmer den Fernseher angemacht hatten.

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Der Brockenwicht

Der Brockenwicht

Novelle von Nikolaus Warkentin
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»Warum nicht? Aber nicht mehr die ganze Flasche, sonst fallen wir gleich um!«, äußerte Angelina ihre Bedenken.

»Das müssen wir gleich sowieso machen«, erwiderte ich und machte die letzte Flasche Madeira auf. »Wir müssen früh aufstehen.«

Die halbsüße Version war nicht mein Fall, stellte ich fest, als der erste Schluck meinen Gaumen berührte. Es war zu viel des Guten. Der Wein war für mich einfach zu süß. Angelina empfand es ähnlich. Wir entschieden uns für die Zukunft einstimmig, bei dem Halbtrockenen zu bleiben.

Es war schon ganz dunkel geworden, nicht einmal der Turmberg ließ sich ausmachen. Im Fernseher lief gerade nichts Nennenswertes.

»Schlafen, schlafen, schlafen«, sagte ich zu mir. »Morgen ist der Tag aller Tage! Der Königspfad … Frisch gepflastert!«

* * *

Hinter einer Kurve tauchte unerwartet eine Bogenbrücke auf, die über ein Wildwasser führte, das zurzeit eher einem größeren Rinnsal ähnlich sah. Doch die solide Bauweise der alten Brücke und ihre Größe ließen vermuten, dass der Bach nicht immer so friedlich talwärts vor sich hin rauschte. Reste eines längst verlassenen Hauses, das bewuchert von Eukalyptustrieben und Lorbeersprösslingen vor der Brücke stand, sahen uns finster an mit den leeren Augenhöhlen der scheibenlosen Fenster, auch dem Eingang fehlte die Tür.

Es musste der tiefste Punkt unserer Wanderung auf dem Königspfad sein, denn seitdem wir vor zwei Stunden von der Passstraße auf den Schotterweg abgebogen waren, wanderten wir kontinuierlich nach unten. Auf der anderen Seite des Flüsschens änderte der Pfad nunmehr seine Richtung fast um hundertachtzig Grad und kletterte im weiteren Verlauf den Hang hinauf, so weit, wie es sich erkennen ließ.

»Es ist genau das, was ich befürchtet habe«, beschwerte ich mich unzufrieden. »Läuft man länger abwärts, muss man auch irgendwann wieder den Berg hinauf. Lass uns mal eine Rast einlegen. Trinken wir mal was.«

»Ja, machen wir«, sagte Geli, legte ihren Rucksack ab und holte aus der Seitentasche eine Wasserflasche heraus.

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Das Geheimnis des vernebelten Passes von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Ein Ehepaar macht Urlaub auf der Insel Madeira, bewandert Bergpfade und Levadas, macht Ausflüge zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und besucht zahlreiche Orte. Als Ausgangspunkt für die Entdeckungstouren dient das Berghotel "Encumeada" am gleichnamigen Pass an der Wetterscheide in der Mitte der Insel. Oft wolkenverhangen und in Nebelschleier gehüllt, birgt der Bergpass, wie es scheint, ein Geheimnis, das vor allem dem Ehemann keine Ruhe lässt. Es passieren merkwürdige Dinge, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Mysteriöse Visionen aus einer parallelen Wirklichkeit plagen ihn. Sie werden auf eine geheimnisvolle Art immer dann ausgelöst, wenn er sich in der näheren Umgebung des vernebelten Passes befindet. Ungeahnte Fähigkeiten und über die menschliche Geisteskraft hinausgehende Erkenntnisse werden ihm zuteil. Seine Hoffnungen, dass die seltsamen Ereignisse mit der Abreise von der Insel ihr Ende haben werden, erfüllen sich nicht. Die Parallelwelt holt ihn während des Heimfluges ein. Der Handlung im Roman liegen wahre Erlebnisse während eines Urlaubs zugrunde, den der Autor zwischen dem 14. und dem 30. Juli 2014 auf der Insel Madeira verbracht hat. Mit ein wenig Fantasie entstand aus dem Reisebericht eine spannende Geschichte.
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 11.970
Online Seiten: 145
PDF Downloads: 54
PDF Seiten: 340
EPUB Downloads: 41
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 665482
Druckwörter: 122463
Buchseiten: 504
Erschienen: January 2021

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