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Das Geheimnis des vernebelten Passes: Seite 12

Inzwischen war es heller geworden. Ich konnte hier nicht ewig auf dem Balkon herumsitzen und musste endlich aufstehen. Die Arbeit konnte nicht mehr warten und bis zum Sonnenaufgang hätte es bestimmt noch eine ganze Weile gedauert. Der Aufstieg zum Pass gestern Nachmittag saß mir immer noch in den Knochen. Leichter Muskelkater in den Beinen machte sich bemerkbar, als ich mich mit meinen Laptop unter dem Arm zur Rezeption begab. Bis zur Stunde hatte ich immer noch keine Internetverbindung auf meinem Mobiltelefon, die ich mit meinem Notebook hätte nutzen können, um meine laufenden Arbeiten auf der Webseite zu erledigen. Ein Social Network im Internet zu betreiben, brachte es mit sich, dass man auch im Urlaub mindestens zweimal am Tag die wichtigsten Aufgaben erledigen musste, um den Geschäftsertrag zu sichern. Mein Mobilfunkanbieter übte sich immer noch im Zusenden von SMS-Nachrichten mit der frohen Botschaft, dass man auch für Madeira ein supergünstiges Auslandspaket mit Internet buchen konnte. Zwei Buchungen, die ich daraufhin gemacht hatte, waren allerdings spurlos in den Weiten des Telekommunikationsnetzes verschwunden. In meinem Telefon regte sich nichts. Zum Glück hatte mich der Hotelmitarbeiter am Empfang gestern Abend freundlicherweise über das kostenlose WLAN informiert, das den Gästen im Rezeptionsbereich zur Verfügung stand. Er hatte meine Probleme mit dem Telefon bemerkt und zeigte auf einen handgeschriebenen Zettel neben der Rezeption.

»You connect your phone with this access point! No password! It's available nearby the reception«, erklärte er mir die Vorgehensweise und den Umgang mit den Zugangsdaten.

»Das ist doch schon mal was!«, hatte ich mir gedacht und richtete die Verbindung gleich nach dem Abendessen ein. Die Verbindung war stabil und annehmbar schnell.

Meine Schritte hallten in den leeren Gängen, während ich mich zum Empfangsbereich bewegte. Alles schlief noch nichts ahnend von der zauberhaften Morgenröte, die sich draußen am Himmel breitmachte. Auch die Rezeption war nicht besetzt. Der WiFi-Hotspot im Aufenthaltsbereich war verfügbar, entgegen meinen Befürchtungen, der »böse« Manager hätte den Router für die Nacht ausschalten lassen. Ich wollte den ersten Sonnenaufgang auf der Insel nicht verpassen und hoffte nur, dass ich meine Sachen rasch erledigen konnte. Das übliche Minimum meiner Arbeit während des Urlaubs beschränkte sich darauf, neu erstellte Profile zuzulassen sowie Fotos und individuelle Texte für die Allgemeinheit freizugeben. Das war unumgänglich, denn es fanden sich leider immer wieder Benutzer, die ernsthaft annahmen, dass Social Media nur zum Verbreiten ihres eigenen Blödsinns existierten. Und noch eine Kleinigkeit, weswegen der ganze Aufwand überhaupt betrieben wurde, musste permanent im Blickfeld bleiben: Die Einnahmen aus Werbung und kostenpflichtigen Diensten. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sich einiges angesammelt und ich machte mich an die Arbeit. Während ich einen Punkt meiner imaginären Aufgabenliste nach dem anderen abhakte, spielte ich mit den Gedanken: Es wäre doch traumhaft gewesen, mal für längere Zeit auf Reisen zu gehen, fremde Länder und Orte zu besuchen, eine Weltumrundung zu machen, denn alles, was ich zum Geldverdienen brauchte, war ein Computer und ein Internetanschluss. Das hätte sich doch fast an jedem Ort der Erde einrichten lassen! Oder einfach für ein Jahr auf eine Ferieninsel zu ziehen! Warum sollte man nicht dort leben, wo andere Urlaub machten? Der allgemeine Trend der letzten Jahre hatte dazu geführt, dass immer mehr Menschen ihre Geschäfte auf elektronischem Wege erledigten und nicht zwingend einen räumlich fixierten Arbeitsplatz brauchten. Sollte ich mich diesen digitalen Nomaden anschließen? Es klang verlockend! Aber des einen Freud' war des anderen Leid … Es hätte nicht funktionieren können. Geli war fest an ihren Arbeitsplatz gebunden und er war alles andere als digital anzusehen. Ohne meine Frau wäre so ein Nomadenleben undenkbar gewesen und mein digitales Business warf leider nicht genug ab, um zwei Leute auf Reisen durchzubringen.

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Der Brockenwicht

Der Brockenwicht

Novelle von Nikolaus Warkentin
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Ich kam gut mit meiner Arbeit voran. Hinter der Glastür zur Terrasse hinter meinem Rücken war es schon ganz hell geworden. Geräusche an der Eingangstür unten auf der Treppe ließen mich aufhorchen, das Rauschen eines Walkie-Talkie wurde hörbar und jemand unterhielt sich auf Portugiesisch – vermutlich zwei Securitymänner, die ihre Nachtschicht hinter sich hatten. Ich war fertig, stand auf und begab mich zu unserem Zimmer, als es auch in dem Raum hinter der Rezeptionstheke laut polterte, ohne Zweifel der Nachtportier, der dort sein Nickerchen gemacht hatte und von der aufgehenden Sonne geweckt worden war. Auf dem Flur konnte man hinter den Zimmertüren ebenfalls bald das Wasser einer Dusche plätschern hören, bald die Fetzen einer Unterhaltung. Auf Französisch, glaubte ich, denn außer den holländischen Organisation-Reisenden hatte gestern auch eine große Gruppe französischer Wanderfreunde ihre Zimmer im Hotel bezogen. Sie hatten beim Abendessen etwas abseits an einem großen Tisch gesessen, ganz viele Weine durchprobiert und sich laut unterhalten. Ab und zu hatte auch ein lautes Gelächter aus ihrer Richtung das Restaurant erfüllt, immer wenn ein jüngerer Franzose – allem Anschein nach der Wanderleiter – die Gesellschaft unterhalten und seine Witze gerissen hatte.

Vermutlich stand die Sonne bereits über dem Ozean, aber vom Balkon des Hotels am Hang des tiefen Tals war noch nichts davon zu sehen. Nur ein heller gelber Halbkreis am Himmel über dem Pico Topeiro verriet, dass Helios mit seinem Wagen direkt hinter dem Berg stand und seine vier Pferde noch die allerletzte Anstrengung machen mussten, um das Hindernis zu überwinden.

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Das Geheimnis des vernebelten Passes von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Ein Ehepaar macht Urlaub auf der Insel Madeira, bewandert Bergpfade und Levadas, macht Ausflüge zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und besucht zahlreiche Orte. Als Ausgangspunkt für die Entdeckungstouren dient das Berghotel "Encumeada" am gleichnamigen Pass an der Wetterscheide in der Mitte der Insel. Oft wolkenverhangen und in Nebelschleier gehüllt, birgt der Bergpass, wie es scheint, ein Geheimnis, das vor allem dem Ehemann keine Ruhe lässt. Es passieren merkwürdige Dinge, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Mysteriöse Visionen aus einer parallelen Wirklichkeit plagen ihn. Sie werden auf eine geheimnisvolle Art immer dann ausgelöst, wenn er sich in der näheren Umgebung des vernebelten Passes befindet. Ungeahnte Fähigkeiten und über die menschliche Geisteskraft hinausgehende Erkenntnisse werden ihm zuteil. Seine Hoffnungen, dass die seltsamen Ereignisse mit der Abreise von der Insel ihr Ende haben werden, erfüllen sich nicht. Die Parallelwelt holt ihn während des Heimfluges ein. Der Handlung im Roman liegen wahre Erlebnisse während eines Urlaubs zugrunde, den der Autor zwischen dem 14. und dem 30. Juli 2014 auf der Insel Madeira verbracht hat. Mit ein wenig Fantasie entstand aus dem Reisebericht eine spannende Geschichte.
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 11.965
Online Seiten: 145
PDF Downloads: 54
PDF Seiten: 340
EPUB Downloads: 41
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 665482
Druckwörter: 122463
Buchseiten: 504
Erschienen: January 2021

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