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Das Geheimnis des vernebelten Passes: Seite 119

»Da oben ist es aber flach! Man muss keinen kräftigen Anstieg überwinden. Im Wanderführer …«

Ich verlor kein Wort mehr, ging zum Regal mit Spirituosen, um einen Whisky auszusuchen, und hörte meine Frau noch eine Weile hinter meinem Rücken protestieren. Ja, es war alles sehr flach dort oben. Ich hatte letzte Nacht bereits das Vergnügen gehabt! Es war aber ein weiter Weg bis zur Westküste, wo man einen Bus nehmen konnte, um zurückzukommen. Aber ich hatte nicht die geringste Vorstellung davon, wo, wann und wohin Verkehrsverbindungen in diesem Teil der Insel bestanden. Es nützte letztendlich recht wenig, wenn man in Porto Moniz noch einen Bus nach São Vicente kriegte. Der Anschlussbus zum Pass um fünfzehn Uhr war definitiv der Letzte. Um den zu erwischen, hätte man schon mittags in Porto Moniz sein müssen. Das war nicht zu schaffen, unter keinen Umständen. Es bestand noch die Möglichkeit, eine der kleineren Touren aus dem Wanderführer zu machen. Es gab aber ein Problem: Ihre Ausgangspunkte lagen irgendwo mitten auf der Hochebene und die Zeitangaben setzten voraus, dass man mit einem Auto anreiste und es dort auf einem Parkplatz abstellte. Abgesehen davon, dass ich seit der gestrigen Wanderung genau wusste, wie man die angegebene Dauer interpretieren sollte, hatten wir kein Auto und hätten die Strecke zu Fuß zurücklegen müssen. Den Gedanken, dass auf dem Plateau möglicherweise ein Linienbus verkehrte, hatte ich von vornherein verworfen. Nein und noch mal nein! Eine Wanderung auf der Hochebene war etwas, was einen bis zwei Tage Vorbereitung erforderte. Auf jeden Fall kam sie am letzten Tag nicht infrage. Eine andere Idee schoss durch meinen Kopf und gefiel mir umso mehr, je länger ich darüber nachdachte. Warum konnte man nicht bis an den Anfang der Levada do Norte wandern? Die Route war bekannt, sie hatte garantiert keine Höhenunterschiede und bot ausgezeichnete Aussichten. Seinerzeit waren wir irgendwo auf halbem Wege umgekehrt, morgen konnte man es nachholen. Vielleicht gab es auch an der Stelle, wo die Wasserrinne ihren Anfang nahm, eine Möglichkeit, auf die Hochebene zu kommen. Warum nicht? Man konnte es Geli so verkaufen! Außerdem war ich nicht überzeugt, dass sie unbedingt Paul da Serra sehen wollte. Vielmehr war ich der Annahme, dass sie den Wunsch hatte, noch etwas am letzten Tag zu erleben.

»Im Wanderführer steht, dass …«, setzte Angelina ihren Satz fort, als sie mich am Whiskyregal eingeholt hatte.

»Ich weiß, was im Wanderführer steht!«, unterbrach ich sie. »Sag mir mal Folgendes: Was hältst du von einem Ausflug zu der Quelle von Levada do Norte?«

»Wo ist das?«

»Ich vermute mal dort, wo die Levada anfängt! Weißt du überhaupt noch, was Levada do Norte ist?«, fragte ich und nahm eine Flasche Irisch Blended Whiskey aus dem Regal.

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Des Teufels Steg - Wenn sich die Pforte schließt

Des Teufels Steg - Wenn sich die Pforte schließt

Roman von Nikolaus Warkentin
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»Ja! Wir waren dort. Am ersten Tag. Wir haben da die Engländer getroffen!«

»Stimmt. Die Levada muss irgendwo auf diesem Plateau anfangen, denn die Ebene fällt zur Küste ab und die Levada verläuft immer auf gleicher Höhe. Sie müssen sich irgendwo treffen. Da können wir einen Blick auf Paul da Serra werfen, ohne den ganzen Tag über Hügel und Wiesen wandern zu müssen«, versuchte ich meine Version der Wanderung schmackhaft zu machen.

Sie überlegte kurz und sagte: »Okay.«

Nicht minder verwundert, wie einfach es gewesen war, sie umzustimmen, legte ich den Whisky in den Rucksack zu dem Madeirawein und wir gingen zur Kasse.

»Stopp!« Ich erinnerte mich plötzlich daran, dass eine Bergwanderung ohne Proviant zum Scheitern verurteilt war, ehe sie überhaupt begann. »Lass uns dann auch gleich was zum Essen für morgen kaufen.«

»Was brauchst du denn? Wir können alles vom Frühstück mitnehmen«, entgegnete meine Frau.

»Ein paar Gürkchen und Tomaten kannst du vom Frühstück nicht mitnehmen. Eine Dose Thunfisch wäre nicht verkehrt. Es kann länger dauern, als man denkt!«, formulierte ich überraschend für mich selbst eine neue Weisheit, die ich auf der Insel im Schweiße meines Angesichts für mich gewonnen hatte.

»Von mir aus!«, erkannte auch Geli die Vorteile eines ausreichenden Vorrats an Essen im Rucksack gegenüber der Hoffnung auf ein warmes Abendmahl im Hotel.

Wir standen wieder auf der Straße vor dem Eingang in das Centro Comercial, nachdem wir unsere Einkäufe gemacht hatten. Ich hielt noch eine Flasche Madeirawein in der Hand, die ich mir im letzten Moment an der Kasse geschnappt hatte, nachdem alle Sachen schon im Rucksack verstaut gewesen waren. Ich hatte ein unerklärliches Gefühl bekommen, dass wir unbedingt drei Flaschen Madeirawein brauchten. Ich gab den Wein Angelina, die ihn in den Rucksack hinter meinem Rücken steckte, und sah auf die Uhr. Es wurde Zeit, sich auf den Weg zum Busbahnhof zu machen. Höchste Zeit!

»Wir müssen los!«, verkündete ich meine Absicht aufzubrechen, während Geli sich vom Bürgersteig das Hotelgebäude ansah.

»Ist es schon so spät?« Sie setzte sich langsam in Bewegung, während ihr Blick immer noch an der Fassade hin- und herwanderte. »Es ist aber ein großes Hotel«, kommentierte sie ihre Beobachtungen.

»Ja, es ist genau die richtige Zeit, um nach einem langsamen Spaziergang noch rechtzeitig am Bahnhof zu sein!«

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Das Geheimnis des vernebelten Passes von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Ein Ehepaar macht Urlaub auf der Insel Madeira, bewandert Bergpfade und Levadas, macht Ausflüge zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und besucht zahlreiche Orte. Als Ausgangspunkt für die Entdeckungstouren dient das Berghotel "Encumeada" am gleichnamigen Pass an der Wetterscheide in der Mitte der Insel. Oft wolkenverhangen und in Nebelschleier gehüllt, birgt der Bergpass, wie es scheint, ein Geheimnis, das vor allem dem Ehemann keine Ruhe lässt. Es passieren merkwürdige Dinge, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Mysteriöse Visionen aus einer parallelen Wirklichkeit plagen ihn. Sie werden auf eine geheimnisvolle Art immer dann ausgelöst, wenn er sich in der näheren Umgebung des vernebelten Passes befindet. Ungeahnte Fähigkeiten und über die menschliche Geisteskraft hinausgehende Erkenntnisse werden ihm zuteil. Seine Hoffnungen, dass die seltsamen Ereignisse mit der Abreise von der Insel ihr Ende haben werden, erfüllen sich nicht. Die Parallelwelt holt ihn während des Heimfluges ein. Der Handlung im Roman liegen wahre Erlebnisse während eines Urlaubs zugrunde, den der Autor zwischen dem 14. und dem 30. Juli 2014 auf der Insel Madeira verbracht hat. Mit ein wenig Fantasie entstand aus dem Reisebericht eine spannende Geschichte.
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 12.013
Online Seiten: 145
PDF Downloads: 54
PDF Seiten: 340
EPUB Downloads: 41
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 665482
Druckwörter: 122463
Buchseiten: 504
Erschienen: January 2021

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