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Das Geheimnis des vernebelten Passes: Seite 115

»Du hast doch gesagt, du brauchst keine Badehose!«, bemerkte sie triumphierend, als ich sie danach gefragt hatte.

»Mist! Und was soll ich jetzt am Strand machen?«, ärgerte ich mich.

»Woher soll ich denn das wissen? Du gehst ja nicht ins Wasser, hast du gesagt«, fuhr sie fort mit ihrer Lektion, die sie mir erteilen wollte.

»Mann …«, konnte ich nur hervorbringen und beließ es dabei.

Der Strandabschnitt am Anfang der Badeanlage in unmittelbarer Nähe des Restaurants war wesentlich humaner, als derjenige, wo wir zum ersten Mal unsere Tücher ausgebreitet hatten, wenigstens musste man sich nicht unsittlich exhibitionieren, um ins Wasser zu kommen. Der Zugang war mit schwarzem vulkanischen Sand geebnet. Es war Sand! Faustgroße Kieselsteine bedeckten nur den Bereich mit Liegen und Sonnenschirmen, an der Wasserlinie gab es einen fünf Meter breiten Sandstreifen, der sich noch einige Meter ins Meer hineinzog. Man konnte also noch knietief im Wasser bequem stehen. Nur selten ragte aus dem Sandboden ein felsiger Block, aber aufpassen sollte man lieber trotzdem, um sich nicht zu verletzen. Tritte auf scharfkantige Unterwassersteine konnten ganz böse Folgen haben! Meine Frau hätte davon ein Lied singen können. Sie hatte sich im Indischen Ozean auch mal einen auf den ersten Blick harmlosen Kratzer am Fuß zugezogen, der nach einer Woche in tropischen Breiten zu einer klaffenden eiternden Wunde geworden war.

Der luxuriöse Küstenabschnitt brachte auch einen Nachteil mit sich. Es gab kaum noch ein freies Plätzchen, als wir ankamen und Ausschau nach einem Strohsonnenschirm hielten, unter dem noch zwei weitere Leute sitzen konnten. Badegäste machten es sich sogar teilweise auf den hölzernen Stegen bequem, denn die Möglichkeit, das Tuch auf den Kieseln auszubreiten, zog keiner in Betracht. Wir entschlossen uns, unsere Strandtücher erst mal auf einen abgeflachten Stein nicht weit vom Wasser hinzulegen, um darauf zu sitzen. Es war nicht die schlechteste Wahl, denn hin und wieder rollte eine Welle heran, berührte sanft unsere Füße und vergrub sie allmählig immer tiefer im Sand. Es wirkte beruhigend und lud zum Meditieren ein. Erst eine halbe Stunde später konnten wir unter einen Schirm ziehen und alle Vorzüge von Holzbrettern als Sitzgelegenheit gegenüber einem Stein würdigen, nachdem eine Frau mit einer Kindergruppe im Schlepptau zum Hotel aufgebrochen war.

»Warum gehst du denn nicht schwimmen?«, fragte ich Angelina, nachdem wir uns eingerichtet hatten.

»Ich weiß nicht … Ich glaube nicht, dass es viel Spaß macht, in dieser Badewanne zu schwimmen. Ich brauche ein offenes Meer, damit ich weit hinausschwimmen kann!«

»Ja, ich weiß. Wer soll dich dort nur rausholen, frage ich mich jedes Mal! Die Haie sind hier noch größer als im Mittelmeer!«, erinnerte ich sie an eine alte Urlaubsgeschichte in Italien und dachte selbst schmunzelnd an die Zeit zurück.

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Der Brockenwicht

Der Brockenwicht

Novelle von Nikolaus Warkentin
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Wir zelteten auf einem Campingplatz an der Adriaküste. Unsere Tochter Evelin war mit auf dieser Urlaubsreise und Geli machte mit ihr am Vormittag gewöhnlich Übungen im Weithinausschwimmen. Ich saß währenddessen bei unseren Sachen auf dem Strandtuch und sah mir die Schlagzeilen in der Zeitung durch, um anschließend im benachbarten Café den einen oder den anderen Artikel bei einem kühlen Bierchen zu lesen. Ungeachtet dessen, dass sie schon mehrmals vom Bademeister ermahnt und aus dem Wasser zurückgepfiffen worden waren, kriegten sie keine Ruhe und waren diesmal wirklich weit hinausgeschwommen, sodass ich ihre Köpfe kaum noch zwischen den Wogen erkennen konnte. Ich bekam ohnehin schon ein mulmiges Gefühl, wenn sie sich jenseits der Bojen bewegten, die den erlaubten Schwimmbereich markierten. Heute hatten die beiden sich selbst übertroffen. Nicht einmal die Strandaufsicht nahm sie wegen der Entfernung wahr, der Salvataggio-Mann saß gelangweilt in seinem Hochstuhl und zeigte keine Regung. Sehr aufgeregt wurde dagegen ich, nachdem ich einen Blick in die Zeitung geworfen hatte. Sie titelte: »Weißer Hai in Rimini gesichtet!« Rimini war um die Ecke, meine Frauen trieben auf dem Meer, weit entfernt vom Ufer, und in der Tiefe lauerte ein riesiger Killerfisch. Ich sprang auf und gestikulierte wild in ihre Richtung. Sie sollten sofort zurückschwimmen, wollte ich ihnen auf diese Weise mitteilen. Es gelang mir nicht, sie auf mich aufmerksam zu machen. Doch offenbar hatte ich die Aufmerksamkeit anderer Badegäste erregt, sie sahen mich etwas merkwürdig an und versuchten, nicht in meine Nähe zu kommen. Aber vom Damm aus musste es funktionieren. Er ragte gute fünfzig Meter ins Meer hinaus, dort mussten sie mich bemerken. Ich lief Hals über Kopf zur Spitze des Wellenbrechers und signalisierte durch hektische Bewegungen äußerste Seenot, in der sich die beiden befanden. Ungeachtet der verwunderten Blicke der Italiener, die sich auf den großen Steinen des Schutzdamms sonnten, fuchtelte ich so lange mit den Händen, bis meine Frauen mich ernst genommen hatten und umgekehrt waren.

 

»Welche Haie? Hier gibt es keine Haie!«, erwiderte Geli.

»Jaja, das hast du auch damals in Italien gesagt. Aber es stand schwarz auf weiß in der Zeitung, du hast es gelesen. Was glaubst du, wo die Bestien überhaupt zu Hause sind? Du bist hier mitten im Atlantischen Ozean!«, argumentierte ich hitzig.

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Das Geheimnis des vernebelten Passes von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Ein Ehepaar macht Urlaub auf der Insel Madeira, bewandert Bergpfade und Levadas, macht Ausflüge zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und besucht zahlreiche Orte. Als Ausgangspunkt für die Entdeckungstouren dient das Berghotel "Encumeada" am gleichnamigen Pass an der Wetterscheide in der Mitte der Insel. Oft wolkenverhangen und in Nebelschleier gehüllt, birgt der Bergpass, wie es scheint, ein Geheimnis, das vor allem dem Ehemann keine Ruhe lässt. Es passieren merkwürdige Dinge, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Mysteriöse Visionen aus einer parallelen Wirklichkeit plagen ihn. Sie werden auf eine geheimnisvolle Art immer dann ausgelöst, wenn er sich in der näheren Umgebung des vernebelten Passes befindet. Ungeahnte Fähigkeiten und über die menschliche Geisteskraft hinausgehende Erkenntnisse werden ihm zuteil. Seine Hoffnungen, dass die seltsamen Ereignisse mit der Abreise von der Insel ihr Ende haben werden, erfüllen sich nicht. Die Parallelwelt holt ihn während des Heimfluges ein. Der Handlung im Roman liegen wahre Erlebnisse während eines Urlaubs zugrunde, den der Autor zwischen dem 14. und dem 30. Juli 2014 auf der Insel Madeira verbracht hat. Mit ein wenig Fantasie entstand aus dem Reisebericht eine spannende Geschichte.
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 12.012
Online Seiten: 145
PDF Downloads: 54
PDF Seiten: 340
EPUB Downloads: 41
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 665482
Druckwörter: 122463
Buchseiten: 504
Erschienen: January 2021

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