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Das Geheimnis des vernebelten Passes: Seite 114
»So … Was haben wir denn hier im Angebot?« Ich sah mir die Uhrzeiten an, die zur Überschrift Ribeira Brava gehörten. »Elf Uhr zwanzig!«, kam mir Geli zuvor und zeigte auf die entsprechende Uhrzeit auf dem Zettel. »Ja, genau!«, bestätigte ich die genannte Zeit und blickte auf die Uhr. »Ungefähr in einer Stunde also.« »Das ist gut! Wir können noch in Ruhe unsere Badesachen packen!«, freute sich Angelina. »Ja. Und ich kann wieder mal unsere Reiseunterlagen rausholen. Ich weiß nicht mehr, wann unser Flug überhaupt geht. Wo hab ich sie nur …? Doch, ich weiß, sie müssen bei mir in der Schublade am Bett liegen!«, sagte ich und legte die Transferbestätigung in den zusammengeklappten Laptop hinein, ehe wir zum Zimmer gingen. »Willst du jetzt etwa noch eine Stunde deine Buchhaltung machen?«, erkundigte sich Geli unterwegs. »Quatsch! Ich will nur sicher gehen, dass alles stimmt.« »Es wird schon alles stimmen! Wir fliegen ja nicht schon morgen.« Aus irgendeinem Grund ärgerte sie mein Vorhaben. Ich fand die Reisepapiere dort, wo ich sie vermutet hatte. Sie lagen in der Nachtkonsole noch so, wie ich sie nach dem Einchecken vor zwei Wochen abgelegt hatte. Ganz oben in der Klarsichtfolie fand ich den Flugplan für die Hinreise. Ich musste mal etwas Ordnung in das Chaos hineinbringen, damit die erforderlichen Papiere gleich griffbereit oben lagen, und zwar am besten in der Reihenfolge der Reiseabschnitte: zuerst Transfer, dann Flugreservierung und zum Schluss die Zug-Zum-Flug-Tickets. So hätte alles seine Richtigkeit gehabt. Ich schüttete den Inhalt der Klarsichtfolie aufs Bett und fing an, die Sachen zu sortieren, während meine Frau sich mit dem Bepacken der Rucksäcke für den Badeausflug beschäftigte. Was es da groß zu bepacken gab, verstand ich nicht, aber sie lief eine halbe Stunde hektisch durch das Zimmer mit irgendwelchen Tüchern, Schuhen und Bikinis und störte mich bei den Sortierarbeiten. »Welche Badehose willst du denn mitnehmen?«, fragte sie ungeduldig. »Keine Ahnung, leg irgendeine rein! Vielleicht auch gar keine. Ich bin mir nicht sicher, dass ich überhaupt ins Wasser gehe«, warf ich ihr zu und vertiefte mich wieder in Abflug- und Ankunftszeiten.
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Die Abholzeit stimmte soweit. Unser Flug ging um Viertel nach zehn. Um halb acht kam der Transferbus, etwa eine halbe Stunde bis zum Flughafen, dann wären wir zwei Stunden vor Abflug am Check-In-Schalter gewesen. Das passte. Ich legte die säuberlich sortierten Seiten wieder in die Folie und steckte sie in die Seitentasche meines Notebookkoffers hinein – da, wo schon unsere Reisepässe auf ihren Einsatz warteten. »So. Sind wir jetzt fertig?«, fragte ich Geli. »Klar sind wir fertig!«, gab sie immer noch leicht aufgeregt zur Antwort, während sie sich irgendwelche Frauennachrichten im Fernsehen ansah. »Ich glaube, wir sollten auch mal unsere Weinvorräte etwas auffüllen. Hast du in Ribeira Brava einen Supermarkt gesehen?« »Nein, habe ich nicht. Wir haben die Stadt ja gar nicht besichtigt. Wir mussten immer nur zum Busbahnhof, weil unser Bus abfuhr.« »Meistens. Aber einmal haben wir dort auch zu Mittag gegessen. Weißt du noch, nach der Levada Nova?« »Ja, aber danach sind wir gleich zum Busbahnhof gegangen.« »Dann machen wir doch heute eine Besichtigung, nach dem Strand. Apropos, wo ist dein Zettel mit den Busverbindungen zurück zum Pass? Der war doch irgendwo.« »Guck im Madeira-Reisebuch«, meinte meine Frau zum Schluss schon ganz sanft. Die Liste der Busverbindungen musste ich nicht lange suchen, sie lag wirklich zwischen den Seiten des Reiseführers. Ich warf einen Blick darauf und sah, dass einer der Busse um fünf Uhr zehn zum Pass fuhr. Er wäre passend gewesen. Inzwischen konnte man sich schon langsam zur Haltestelle vor dem Hotel begeben, denn der Bus nach Ribeira Brava kam in fünfzehn Minuten. »Funchaaal!«, übertönte die Fahrerstimme das Brummen des Motors, als die Tür des Busses aufging. Zum Spaß wollte ich es genauer wissen: »Ribeira Brava?« »Ribeira Brava, Ribeira Brava, Funchal!«, bekam ich die ersehnte Antwort und wir stiegen gelassen ein – es war der richtige Bus! * * *Wo auch immer sich der Supermarkt in Ribeira Brava befand, er war gut versteckt. Wir liefen schon seit zwei Stunden nach unserem Strandbesuch in der Stadt umher und hatten immer noch nichts gesehen, was einem Eingang in ein Einkaufszentrum ähnlich sah. Dabei kreuzten »Seidene Blusen« permanent unseren Weg und hatten ihre Mühe, die vollen Einkaufstaschen zum Busbahnhof zu schleppen. Das Strandvergnügen war dagegen eher von kurzer Dauer gewesen, denn Geli hatte mir zum Trotz keine Badehose mitgenommen.
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KurzinhaltEin Ehepaar macht Urlaub auf der Insel Madeira, bewandert Bergpfade und Levadas, macht Ausflüge zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und besucht zahlreiche Orte. Als Ausgangspunkt für die Entdeckungstouren dient das Berghotel "Encumeada" am gleichnamigen Pass an der Wetterscheide in der Mitte der Insel. Oft wolkenverhangen und in Nebelschleier gehüllt, birgt der Bergpass, wie es scheint, ein Geheimnis, das vor allem dem Ehemann keine Ruhe lässt. Es passieren merkwürdige Dinge, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen. Mysteriöse Visionen aus einer parallelen Wirklichkeit plagen ihn. Sie werden auf eine geheimnisvolle Art immer dann ausgelöst, wenn er sich in der näheren Umgebung des vernebelten Passes befindet. Ungeahnte Fähigkeiten und über die menschliche Geisteskraft hinausgehende Erkenntnisse werden ihm zuteil. Seine Hoffnungen, dass die seltsamen Ereignisse mit der Abreise von der Insel ihr Ende haben werden, erfüllen sich nicht. Die Parallelwelt holt ihn während des Heimfluges ein. Der Handlung im Roman liegen wahre Erlebnisse während eines Urlaubs zugrunde, den der Autor zwischen dem 14. und dem 30. Juli 2014 auf der Insel Madeira verbracht hat. Mit ein wenig Fantasie entstand aus dem Reisebericht eine spannende Geschichte.Über den Autor
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