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Der Brockenwicht: Seite 86

Meine Frau sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. Ich nahm an, ich hatte sie endgültig vom Ernst der Lage überzeugt, denn ich musste sie ab sofort nicht mehr zum schnellen Gehen animieren, trotz der Bergabwanderung hielt sie Schritt mit mir und bisweilen war ich sogar derjenige, der mit kleinem Abstand hinterherlaufen musste.

Es ging Hals über Kopf, in etwa genauso schnell, wie Harry es in seiner Harzreise beschrieben hatte. Es fehlte mir zugegebenermaßen die Gesellschaft der halleschen Studenten, die »schneller als die österreichische Landwehr marschierten«, aber dieser kleine Unterschied zu Harrys Darstellung wurde durch die Anwesenheit unseres unheimlichen Begleiters nivelliert, und zwar mehr, als es einem lieb war. Doch der Berg stand auf unserer Seite. Ein sanftes, aber durchaus spürbares Gefälle und die glatte asphaltierte Oberfläche der Straße machten es einem einfach, große Schritte zu machen, indem man den Straßenbelag mit einem Fuß nur leicht federnd berührte, ehe man wieder für einen kurzen Moment wie im Flug frei in der Luft schwebte und die Stelle auf der Straße anvisierte, wo man mit dem anderen Fuß im nächsten Augenblick landen würde. Man kam gut voran. Hin und wieder blickte ich verstohlen zurück über meine Schulter und hielt Ausschau nach unserem Verfolger. Trotz aller Bemühungen gelang es uns nicht, ihn abzuschütteln. Unbeirrbar folgte er uns zwischen den Menschengruppen auf der Straße und der Abstand wurde immer kleiner.

Gelis Telefon klingelte plötzlich in ihrer Tasche, als sich uns nach einem Straßenknick die Sicht auf einen Bahnübergang öffnete – hier kreuzten sich die Schienen der Schmalspurbahn mit der Brockenstraße.

»Geh nicht dran!«, warnte ich sie, denn zuvor hatte ich aus den Augenwinkeln bemerkt, dass der Regenmantelmann sein Handy ans Ohr hielt.

»Unbekannt«, las Angelina die angezeigte Anruferkennung auf dem Bildschirm vor.

»Das ist der Typ, der uns verfolgt. Er will uns in die Irre führen.«

»Und woher kennt er meine Nummer?«, bezweifelte Geli meine Vermutung.

»Sie kennen alle Nummern. Von jedem, der in die Nähe des Brockens kommt. Da, wo wir vorhin mit dir waren, unter der Kuppel des Museums, ist die Abhörzentrale und …«

»Da war aber nichts. Vielleicht früher, aber nicht jetzt.«

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Des Teufels Steg - Wenn sich die Pforte schließt

Des Teufels Steg - Wenn sich die Pforte schließt

Roman von Nikolaus Warkentin
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»Verdammt!«, verlor ich die Geduld. »Glaub mir einfach, ich kann es dir nicht beweisen. Du kannst es einfach nicht sehen! Du hast ja nicht gesehen, dass zwischen dem Kleinen und dem Großen Brocken ein digitaler Hexensabbat stattfindet. Die Trolle, die daran teilnehmen, empfangen und verarbeiten stündlich Tonnen von Daten. Sie kennen alle Nummern!«

»Ist schon gut! Ich gehe nicht dran. Aber wie kann er uns überhaupt fehlleiten? Das ist eine gute, breite Straße, man kann sich kaum verlaufen.«

»Das schon. Aber er könnte uns eine Abkürzung vorschlagen, um uns von der Straße wegzulocken, und zwar in einer Art und Weise, bei der man das Angebot kaum ablehnen kann. Auf einem Pfad irgendwo im Wald sind wir verloren, den Zerbolten komplett ausgeliefert!«

»Wem?«, fragte Angelina ahnungslos.

»Den Zerbolten! Den Ungeheuern mit Hundeköpfen!«

»Mmh … Und was passiert, wenn sie auf der Straße auftauchen?«, erkundigte sie sich besorgt.

»Werden sie nicht. Die Straße hat einen Schutzschild.«

»Hä …?«

»Ja, darum geht es doch die ganze Zeit! Dieser Schutz ist erst überhaupt deswegen entstanden, weil ich mich zu einer Konferenz angemeldet habe«, erzählte ich nur einen kleinen Teil der Wahrheit und verschwieg die weitreichenden Folgen dieser Anmeldung. »Die Teilnahme war verpflichtend. Ich habe sie aber nie besucht und habe es nicht vor. Sie dürfen es aber auf keinen Fall erfahren, sonst ist der Schutz weg. Das passiert aber mit Sicherheit, wenn der Mann im Regenmantel es im persönlichen Gespräch herausfindet.«

»Was für eine Konferenz?«

»Wenn ich das wüsste!«, rief ich verzweifelt und versuchte schleunigst das Thema zu wechseln: »Übrigens, vor den Bestien aus dem Wald musst du dich nicht fürchten. Du kannst sie nicht sehen, also können sie dir auch nichts anhaben.«

»Schön zu wissen«, bemerkte sie sarkastisch.

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Der Brockenwicht von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Die Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 9.848
Online Seiten: 130
PDF Downloads: 0
PDF Seiten: 298
EPUB Downloads: 0
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 495535
Druckwörter: 91448
Buchseiten: 384
Erschienen: July 2022

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