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Der Brockenwicht: Seite 42

Es wimmelte nur so von Schatten über mir. Sie wirbelten die Luft auf und ein äußerst unangenehmer Geruch der Fäulnis drang in meine Nase. Ich glaubte, ich würde gleich von den Furien entdeckt werden, und hatte mich schon auf das Schlimmste gefasst gemacht, als ich merkte, dass die Aufmerksamkeit der Hexen eher nicht meiner Person galt, sondern vielmehr den zwei anderen Gestalten auf dem Hirtenstieg. Sie hatten schon fast meinen Standort erreicht, als sie anhielten, um sich das Spektakel anzusehen. Die Hexen vollführten vor den beiden ihren Besentanz in luftiger Höhe und der Tanzkreis schloss sich hinter den Männern, nur durch Zufall, wie es schien, geriet ich mit in den Hexentanz hinein. Wie ein Karussell drehten sich die Xanthippen in wildem Besenritt um die zeitreisenden Kuttenträger und ließen sich nur schwer beobachten im spärlichen Licht der seltsamen Laterne. Doch eins konnte man mit Gewissheit sagen: Bei Weitem nicht alle davon waren abscheuliche Vetteln mit grausamen Fratzen und schäbigen Klamotten. Nein, ich erkannte auch einige hübsche Gesichter von liebreizenden Frauen, die für die drei Grazien Modell hätten stehen können, zumal sie nur knapp bekleidet waren oder gar kein Stückchen Stoff an ihrem Körper trugen.

Unterdessen sprach der jüngere Mann mit den listig schielenden Augen weiter:

 

»… Was sagst du nun, mein reizend Freund?

Ist es nicht das, was du erträumt

In langen Nächten deines Leidens?

Genieß die Freuden deines Leibes!

O trink mit mir von diesem Trank,

Den Hexen sei für ihn gedankt,

Er zischt und spritzt und brennt im Mund.

Zum Fürchten hast du keinen Grund!«

 

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Das Geheimnis des vernebelten Passes

Das Geheimnis des vernebelten Passes

Reiseroman von Nikolaus Warkentin
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Der ältere Mann sah ihn grimmig an und bewegte seine Lippen, ohne einen Ton zu verlieren, als würde er die ganz schlimmen Gedanken, die sich gerade in seinem Kopf zu Worten formten, nicht allgemein verständlich aussprechen wollen. Laut sagte er nur:

 

»So sag ich dir: Du bist ein Schuft,

Den lange schon sein Henker sucht!

Berausch dich selbst an deinem Wein,

Ich gehe dir nicht auf den Leim!

Du sollst dich dem Vertrage fügen,

Statt dich mit Hexen zu vergnügen,

Und führen mich zum Quell des Bösen,

Dort wird sich manch ein Rätsel lösen!«

 

Der Listige dachte nicht daran. Offenbar sah er die Geschichte mit dem Vertrag etwas anders als der Grauhaarige. Weiterhin versuchte er den älteren Mann, der bei mir den Eindruck eines anständigen, aufrichtigen Menschen hinterließ, auf jede erdenkliche Art zu umgarnen, um ihn zu den unsittlichsten Handlungen mit den verführerischen Hexen zu bewegen. Welches Ziel er dabei vor Augen hatte, war mir bislang verborgen geblieben, doch die Vermutung lag nahe, dass der gute alte Mann auf einen listigen Schwindler hereingefallen sein musste.

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Der Brockenwicht von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Die Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 9.825
Online Seiten: 130
PDF Downloads: 0
PDF Seiten: 298
EPUB Downloads: 0
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 495535
Druckwörter: 91448
Buchseiten: 384
Erschienen: July 2022

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