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Der Brockenwicht: Seite 31

»Woher soll ich denn das wissen?« Der Wicht blieb unerbittlich. »Du bist der Brockenwanderer! Ich kann dich nur zurück zu den Ilsefällen mitnehmen, wenn du es dir anders überlegst, oder ein paar Ratschläge auf den Weg geben. Es ist deine Entscheidung. Tut mir leid, aber mich kriegst du nicht auf den Blocksberg.«

»Ich mag es aber nicht, wenn man mich zu einer Entscheidung zwingt!«, entgegnete ich verärgert.

»Und ich mag es nicht«, ereiferte sich der Brockenwicht, »wenn Amateure sich blauäugig in die Höhle des Löwen begeben und dann rumwinseln, wenn sie erfahren, dass die Bestie sie fressen könnte. Also, was jetzt? Zurück oder weiter?«

Auch wenn ich zuvor bereits mit dem Gedanken gespielt hatte, umzukehren und zurück nach Ilsenburg zu wandern, reizte mich die Aussicht, Angelina alles über meine seltsamen Begegnungen zu berichten, nach wie vor recht wenig. Wie hätte ich sie sonst noch zum Umkehren bewegen können? Es führte kein Weg daran vorbei, wenn man nicht mit der Frage konfrontiert werden wollte: Wofür hatten wir uns bis hierhin gemüht? Darauf hätte ich keine Antwort gehabt. Ja, es hatte da im Wald etwas gegeben und es war auch schlimm und gefährlich gewesen, doch das Einzige, was ich hätte wissen müssen, um den Schattenzwergen zu entkommen, war: Ich hätte nicht stehen bleiben dürfen! Das wusste ich jetzt dank dem Brockenwicht. Außerdem, es war alles so wunderschön ruhig und friedlich, keine Erscheinungen hatten uns mehr heimgesucht, seitdem wir den Wald verlassen hatten. Warum stellte sich der Wicht überhaupt so an? Gewiss, er hatte etwas von dämonischen Vetteln erzählt, aber meines Wissens schliefen sie tagsüber und ich glaubte, dass er es auch schon mal erwähnt hatte. Es würde schon gutgehen!

»Weiter«, sagte ich entschlossen.

»Gut. Du sollst dir als Erstes eine ganz einfache Regel merken: Nichts ist so, wie es zu sein scheint und keiner ist derjenige, den du zu sehen glaubst.«

»Was … was soll das heißen?«

»Wenn du meine Worte beherzigst«, ignorierte er meine Frage, »kommst du unbeschadet bis zum magischen Kreis. Dort ist es etwas ruhiger.«

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Das Geheimnis des vernebelten Passes

Das Geheimnis des vernebelten Passes

Reiseroman von Nikolaus Warkentin
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»Zu welchem Kreis?«, wollte ich es nun doch etwas ausführlicher erklärt bekommen.

»Der Gipfel des Berges. Alles, was innerhalb des Kreises liegt, wo heute der Ringweg für Touristen verläuft.«

»Mmh«, gab ich von mir, obwohl ich nicht das Geringste verstanden hatte.

»Und als Nächstes: Verlass nicht den Weg und verhalte dich ruhig. Die Wesen, denen du dort begegnest, können dich in der Regel nicht sehen. Dafür können sie aber sehr gut riechen und noch besser als das können sie hören. Wenn sie dich entdecken, gibt es kein Entkommen. Versuche so schnell wie nur möglich, den magischen Kreis zu erreichen, sie dürfen da nicht hinein. Hast du verstanden?«

»Ja, aber …«, wollte ich gerade etwas entgegnen, als er weitersprach.

»Wenn du auf der anderen Seite des Berges nach unten gehst, gilt das Gleiche, bis du vom Blocksberg runter bist und das Brockenbett erreicht hast. Alles klar?«

»Und dann?«, fragte ich in Erwartung weiterer Anweisungen.

»Dann wird sich ein Kollege deiner annehmen und dich mit deiner Frau nach unten begleiten. Ich habe eure Beschreibung schon durchgegeben und mit dem Kollegen gesprochen!«

»Das nenne ich Service!«, scherzte ich. »Wie willst du es denn angestellt haben?«

»Betriebsgeheimnis«, scherzte er zurück und machte ein drolliges Gesicht.

»Was sind es denn für Wesen auf dem Berg, vor denen ich mich in Acht nehmen soll?«, erkundigte ich mich.

»Zerbolte«, antwortete er mit gehörigem Respekt. »Sie sind die Wächter des Berges. Halb Menschen, halb Tiere mit einem Hundekopf. Du wirst sie schon erkennen.«

»Und was passiert mit mir, wenn so ein Zerbolt mich kriegt?«

Der Wicht runzelte die Stirn. »Du hast vielleicht Nerven! Sehe ich etwa so aus, als hätte ich schon mal Bekanntschaft mit ihren Krallen gemacht? Wie kann ich es wissen, wenn alle, die sie in die Finger bekommen, spurlos verschwinden? Sie hat keiner mehr gesehen. Außerdem: Es gibt auch Kreaturen, die mir nichts anhaben, dich aber auf ganz anderen Wegen ins Verderben stürzen können! Lass dich auf keine Gespräche ein. Keiner ist der, den du zu sehen glaubst.«

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Der Brockenwicht von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Die Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 9.823
Online Seiten: 130
PDF Downloads: 0
PDF Seiten: 298
EPUB Downloads: 0
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 495535
Druckwörter: 91448
Buchseiten: 384
Erschienen: July 2022

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