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Der Brockenwicht: Seite 2

Dominik hat gestern in der Nacht etwas geschrieben, leider nichts Erfreuliches, um nicht zu sagen, etwas in höchstem Maße Bestürzendes. Leonie ist wie ausgewechselt, seitdem die beiden aus dem Harzurlaub zurückgekehrt sind, schreibt er. Sie verschwindet jede Nacht heimlich aus der Wohnung und kommt erst gegen Morgen zurück, ihr Nachthemd ist verschmutzt und ihre bloßen Füße tragen blutige Spuren, als wäre sie über einen Haufen Glassplitter gelaufen. Und sie redet merkwürdige Dinge über schwarze Magie, Hexerei und ihre höhere Bestimmung. »Verflixt!«, entreißt sich meinen Lippen ein weiterer Fluch. »Diese Esmeralda! Dieses verdammte Miststück von Hexenweib! Sie hat das Mädchen umgepolt.« Es habe alles genau die Wendung genommen, vor der ich ihn telefonisch gewarnt habe, beschreibt Dominik die aktuelle Lage. Aber er habe noch nie eine Frau namens Esmeralda gesehen, die ihnen in den Zug gefolgt sein soll, sie habe sich auch noch nie sonst wie bemerkbar gemacht, und daher könne er nichts verstehen und wolle einen Rat von mir hören.

Dafür hat sich Esmeralda aber bei mir gemeldet, wie versprochen. In der Nacht kam eine Nachricht von ihr: »Lieber Klaus! Der Hohepriester der Finsternis hat verfügt, unsere gemeinsame Sache anzugehen. Du musst als Erstes die Software auf deinem Webspace installieren, die eine Videoverbindung mit meinem Computer herstellt. Danach müssen wir noch alle Funktionen testen, bevor wir starten können. Die Installationsdatei ist umfangreich und eignet sich nicht als Anhang zu meiner Nachricht, den Stick mit dem Programm wird dir heute im Laufe des Tages Ranulf übergeben, er ist unterwegs. Melde dich unverzüglich nach der Installation, wir müssen noch die Einzelheiten besprechen. Die Zeit drängt, Seine Hoheit gibt uns nur zwei Tage für die Vorbereitungen. Deine Esmeralda.«

Meine Esmeralda! Nicht dass ich wüsste! Sie bekommt innerhalb von zwei Tagen die wundervollste »Bestätigung« der Installation von allen, die ich je geschrieben habe, darauf kann sie sich verlassen! Viel komplizierter ist die Geschichte mit diesem Knochenbrecher von Blocksberg. Ich habe gedacht, dass ich ihn ein für alle Mal im Regen bei Göttingen losgeworden bin, doch habe ich mich geirrt, er ist wieder da. Ich beobachte schon die ganze Zeit aus dem Fenster, wann die bekannten Umrisse der verhassten Gestalt im langen Regenmantel auf dem durchweichten Rasen vor dem Balkon auftauchen. Ich kann ihn nicht mehr sehen! Nicht mal denken kann ich an den erbärmlichen Schuft, ohne dass ich einen Wutanfall bekomme. Den Mann würde ich lieber in Stücke reißen, als noch irgendeinen Stick aus seiner Hand nehmen! Man könnte ihn natürlich auch die Treppe hinunterbefördern, wenn er heute klingelt. Ich denke schon, dass ich als Sieger aus der Sache hervorgehen könnte, wenn ich mich mit ihm körperlich auseinandersetze. Sehr viel wird es aber vermutlich nicht helfen. »Seine Hoheit« hat eine ganze Staffel von solchen Schlägern. Sie kommen garantiert schon am nächsten Morgen und bis dahin … Keine Ahnung, was bis dahin.

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Ehrlich gestanden weiß ich gar nicht, was ich jetzt tun soll. Die Polizei informieren? Sie wird mir die Geschichte vermutlich nicht glauben und außerdem halte ich es für völlig ausgeschlossen, dass die Ordnungshüter mir bei dem Problem in irgendeiner Weise behilflich sein könnten, denn Folgendes geschah.

 

Die Luft war feucht und die Fahrbahn war stellenweise noch nass, aber es war warm, als wir mit Angelina morgens um Viertel nach sieben auf dem Parkplatz im Ilsetal ankamen. So hieß die Straße in Ilsenburg, an deren Ende der Heinrich-Heine-Weg begann. Die aufsteigende Sonne, die sich irgendwo hinter dem Berg versteckte, rötete die Reste der Regenwolken von gestern, die langsam über unseren Köpfen hinwegzogen und ihre flüssige Fracht fortbrachten. Dazwischen hatten sich schon große Lücken gebildet, durch die uns der strahlend blaue Himmel anlächelte. Es herrschte Windstille und der Sommertag versprach gut zu werden.

Wir waren die Einzigen, die zu dieser frühen Stunde auf der riesigen Parkfläche das Auto abstellen wollten, welche eigens für anreisende Wanderer angelegt war. Auch die Straße war wie leergefegt: Kein Auto fuhr vorbei und kein Frauchen ging mit ihrem Hündchen spazieren. Ringsum übten die Vögel ihre Tonleitern in den Kronen der Bäume, auf denen noch große Wassertropfen perlten, die bei jedem unvorsichtigen Flügelschlag der trillernden Solisten die Blätter hinunterkullerten und auf den gepflasterten Bürgersteig klatschten, während wir noch eine Weile vor der geöffneten Heckklappe standen und unsere Ausrüstung für die Brockenwanderung aus dem Kofferraum herausholten. Vor fünf Tagen hatte ich von Geli zwei nigelnagelneue Wanderstöcke zum Geburtstag bekommen und sie mussten nunmehr eine weitere Bewährungsprobe bestehen.

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Kurzinhalt

Die Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 2
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 5.888
Online Seiten: 130
PDF Downloads: 0
PDF Seiten: 298
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EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 495535
Druckwörter: 91448
Buchseiten: 384
Erschienen: July 2022

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