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Der Brockenwicht: Seite 122

»Weißt du, Leonie, ich habe nicht die geringste Ahnung«, log ich sie abermals an. »Die Nummer von Dominik habe ich ja. Ich schreibe euch was über die Hexen, die ich oben getroffen habe, wenn es dich interessiert.«

»Ja, ja! Auf jeden Fall. Irgendwie interessieren mich die Hexengeschichten. Dominik hat auch schon mit mir geschimpft, dass ich vor jedem Schaufenster stehen bleibe, wo Hexenfiguren ausgestellt sind.«

Angelina und Dominik standen schon neben dem Auto und warteten auf uns, als wir mit Leonie auf dem Parkplatz ankamen. Unser Karl klackte fröhlich mit der Verriegelung, als ich die Türen mit dem Schlüssel entsperrte, er sehnte sich schon danach, wieder jemanden, egal wohin und egal wie weit, fahren zu dürfen. Er war wieder ganz allein auf dem großen Parkplatz, seine Kollegen, mit denen er sich tagsüber unterhalten hatte, waren schon längst weg zusammen mit ihren Besitzern und standen vermutlich gerade stolz in überdachten Hofauffahrten gut gewappnet gegen die abschlagende Feuchte der Nacht.

Ich schaute nach der Uhr. Es war fünf vor sieben. Trotz aller Abenteuer hatten wir gar nicht so schlecht abgeschnitten. Aber es hatte auch seinen Preis gefordert: Ich war zum Umfallen müde. Ich stieg in den Wagen ein und saß bequem bei offener Tür auf dem gepolsterten Fahrersitz, während der Rest unsere Sachen im Kofferraum verstaute. Es dauerte noch höchstens fünf Minuten, bis auch Dominik als Letzter die linke Hintertür zuklappte, und Karl durfte sich der ratternden Geräusche von fahrenden Reifen auf der mit kleinen Steinchen gepflasterten Straße erfreuen.

Der Parkplatz entfernte sich immer weiter, während ich in den Rückspiegel schaute, als ich merkte, wie hinter uns eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben durch die Einfahrt auf die Straße fuhr. Das Auto hatte ich vorhin gar nicht gesehen, aber es kam eindeutig vom Parkplatz und folgte uns.

»Ich glaube, wir kriegen Besuch«, äußerte ich den Verdacht.

»Es geht wieder los!«, hörte ich Dominiks Stimme hinter mir. »Aber wenigstens kann ich etwas sehen und nicht immer raten, aus welcher Richtung Gefahr droht. Fahr jetzt geradeaus, an der ersten großen Kreuzung in der Stadt rechts abbiegen.«

»Wer ist das?«, fragte Angelina ängstlich vom Beifahrersitz.

»Ich weiß es nicht«, sagte ich genervt. »Aber etwas Gutes verspreche ich mir von der Begegnung nicht.«

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Des Teufels Steg - Wenn sich die Pforte schließt

Des Teufels Steg - Wenn sich die Pforte schließt

Roman von Nikolaus Warkentin
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Dominik lotste mich durch die Stadt, während er abwechselnd auf den Bildschirm seines Smartphones und auf das schwarze Auto hinter uns sah. Die Limousine ließ sich nicht abschütteln, sie folgte uns dicht auf den Fersen.

»Hier hättest du abbiegen sollen!«, wies mich Dominik auf meinen Fahrfehler hin, als ich an der Kreuzung, die er erwähnt hatte, vorbeigebrettert war.

»Schicksal. Verdammt, wo sind wir hier?« Ich fuhr unerwartet aus einer Seitenstraße auf einen großen Platz mit einem riesigen See in der Mitte, dessen Ufer sich mit einer kleinen Schlossanlage schmückte. Der Platz kam mir bekannt vor. Richtig, gestern waren wir schon einmal hier gewesen, als wir unseren Rundgang durch Ilsenburg absolviert hatten.

»Es ist der Forellenteich«, informierte Dominik die Anwesenden.

»Wir waren doch hier«, erinnerte sich auch Angelina an den gestrigen Ausflug. »Das ist der Platz mit dem Pipenpal.

»Mit wem?«, hinterfragte Leonie.

»Mit dem Pipenpal! Das ist …«, setzte Geli zu Antwort an, als ich dazwischenredete.

»Es ist nicht direkt das, an was du vermutlich gedacht hast. Es ist nur ein Trinkbrunnen, der hier in der Gegend so heißt«, weihte ich Leonie in das Geheimnis der Wortherkunft ein.

»Es klingt aber etwas komisch. So wie …« Sie schmunzelte.

»Nicht nur das. Er hat auch sehr charakteristische Formen«, fügte ich hinzu.

»Gut zu wissen!«

»Wie komme ich hier wieder raus?«, fragte ich mich laut. »Anhalten wäre wohl keine gute Idee, der schwarze Wagen ist dicht an uns dran.«

»Einfach geradeaus über den Platz!«, meldete sich Dominik. »Die Straße führt zu einem Kreisel, dort bitte rechts fahren.«

Ich gab Gas, doch der schwarze Wagen hielt mit beneidenswerter Hartnäckigkeit immer den gleichen Abstand zu uns. Es war nichts zu machen. Aber am Kreisel, überlegte ich, da hätte ich es versuchen können. Man musste sich nur vor ein Auto drängen, das gerade im Kreis fuhr, damit es die Verfolger blockierte, und dann schnell rechts abbiegen in der Hoffnung, dass sie unsere Spur verloren. Die Aussicht, bei der ganzen Geschichte als Unfallverursacher im Polizeibericht aufgeführt zu werden, nahm ich in Kauf.

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Der Brockenwicht von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Die Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 9.860
Online Seiten: 130
PDF Downloads: 0
PDF Seiten: 298
EPUB Downloads: 0
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 495535
Druckwörter: 91448
Buchseiten: 384
Erschienen: July 2022

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