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Der Brockenwicht: Seite 106

Jetzt hatte er mich, wie es aussah, jetzt war ich dran. Der Wicht hatte recht gehabt: Mephistopheles würde von mir nicht ablassen, solange ich in seinen Plan nicht eingestimmt hatte. Dass er es überaus ernst meinte, bewies ohne jeden Zweifel die Geiselnahme, die er hier veranstaltete. Ich war geliefert, mir fiel nichts ein, wie ich die jungen Leute auslösen konnte, ohne auf die Bedingungen dieses Gangsters einzugehen. Dazu hatte ich mich bereits innerlich durchgerungen und musste mit mir keine Gewissensfragen mehr klären, ich würde notgedrungen die Forderungen für die Freilassung erfüllen.

Allerdings gab es wesentliche Unterschiede in der Art und Weise, wie man den Forderungen eines Erpressers entgegentreten konnte. Zeigte man Schwäche und gab dem Verbrecher auch nur den geringsten Anlass zur Annahme, dass man vor den angekündigten Konsequenzen Angst hatte, führte es in aller Regel dazu, dass der nächste Erpressungsversuch unmittelbar bevorstand, diesmal mit einer Forderung in doppelter Höhe, – die Lektion hatte ich schon auf dem Schulhof gelernt. Ich durfte bei Mephisto auf gar keinen Fall den Eindruck entstehen lassen, dass er mich mit der Androhung der Folter an den jungen Leuten erpressen konnte und dass meine Einlenkung einzig und allein die Befreiung der beiden zum Ziel hatte.

Mein satanischer Freund stand doch unheimlich auf vertragliche Vereinbarungen jedweder Art, ging mir ein verrückter Gedanke durch den Kopf. Was, wenn ich ihm einen Handel vorschlagen würde? Denkbar wäre doch gewesen, dass er sich auf einen neuen Pakt einließ, wenn ich ihm mein grundsätzliches Interesse an dem Geschäft mit Esmeralda vorgaukelte, wobei allerdings auch etwas für mich hätte herausspringen müssen, sonst hätte ich ja keinen Nutzen davon gehabt. Die Gier in den Menschen zu wecken und Schandtaten zu begünstigen, gehörte doch zu seinem Hauptgeschäftsfeld, sozusagen. Das hätte funktionieren können. Ja, es war mir bewusst, dass der neue Vertrag über meinem Haupt wie das Damoklesschwert an einem seidenen Faden hängen würde, der nur solange hielt, bis Mephisto den Vertragsbruch gewittert hatte, und es hätte, nach dem Stand der eingeleiteten Schritte zu beurteilen, ziemlich schnell der Fall sein können. Viel länger als ein paar Tage konnte ich ihn nicht an der Nase herumführen, danach würde unausweichlich abermals der Tag der Abrechnung kommen. Nichtsdestotrotz, ich musste es versuchen.

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Das Geheimnis des vernebelten Passes

Das Geheimnis des vernebelten Passes

Reiseroman von Nikolaus Warkentin
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»Es ist ein verlockendes Angebot«, fing ich vorsichtig mein Sondierungsgespräch an. »Es ergibt sich sicher eine hübsche Summe, wenn jeder Chatliebhaber der besonderen Art den kleinen Gefallen als eine Ehrensache empfindet.« Ich runzelte die Stirn und tat so, als würde ich im Kopf überschlagen, um welche Beträge es sich dabei hätte handeln können.

»Ei, ei!«, rief Mephisto begeistert. »Na sieh mal einer an! Du gefällst mir immer mehr, mein Freund. Das nenne ich unternehmerisches Denken.«

»Na ja …«, sagte ich nachdenklich. »Es ist ja auch nicht die feine englische Art, wie du es gerade versuchst durchzuziehen. Du fädelst ein Geschäft ein, mit meiner Beteiligung, wenn ich es richtig verstehe, und willst am Ende alle Einnahmen für dich behalten. So etwas machen Geschäftspartner nicht.«

»Clever, clever!«, lobte er mich und zeigte sich neugierig, welche Vorschläge meinerseits folgten.

Es schien, dass ich den wunden Punkt seiner so ausgeklügelt aufgestellten Verteidigungslinien gefunden hatte. Zu einem Vertrag, durch den er Menschen in die Abhängigkeit zwang, um sie Schritt nach Schritt der Freiheit zu berauben, konnte er nicht Nein sagen.

Ich fuhr vorsichtig fort: »Schau doch mal, redliche Geschäftspartner würden sich in diesem Fall dahingehend einigen, dass jeder die Hälfte des Gewinns kriegt: Fifty-fifty! Mein Aufwand ist vielleicht noch größer als deiner, aber was soll's? Schicksal!«

»Oh, oh! Da greifst du aber viel zu hoch!« Er kam langsam auf den Geschmack.

»Was stimmt denn nicht mit meiner Rechnung?«, wollte ich es näher wissen.

»Wenn da wenigstens etwas stimmen würde!«, verhandelte der Höllenfürst gewieft. »Es ist meine Idee, die schon ein Vermögen wert ist, und außerdem: Ich stelle die plattformabhängige Software, ich stelle Speicherkapazitäten zur Verfügung, ich überwache die Abläufe und, was am wichtigsten ist, ich habe Esmeralda, meine frisch angetraute Hexe. Ohne sie wird die ganze Nummer erst gar nicht funktionieren! Oder willst du etwa lieber deine Frau an ihrer Stelle haben?«

Er schielte spöttisch in Gelis Richtung und lächelte dabei hinterlistig – diabolisch, hätte ich gesagt, wenn nicht schon der Leibhaftige selbst vor mir gestanden hätte und der Vergleich mir nicht ganz angebracht zu sein schien. Der gemeine Hund! Er hatte den Spieß wieder umgedreht, indem er Geli ins Spiel gebracht hatte. Das durfte ich auf keinen Fall zulassen, dass sie hier noch mit hineingezogen wurde.

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Der Brockenwicht von Nikolaus Warkentin

Kurzinhalt

Die Welt des Guten und die Welt des Bösen. Wo liegt die Grenze, die dazwischen verläuft? Gibt es sie überhaupt oder ist es ein und dieselbe Welt, zwei Wirklichkeiten, die miteinander zu einer verschmolzen sind, wo sich die Realitäten überlagern und wie unsichtbare Zahnräder ineinandergreifen? Oder gibt es ein mysteriöses Portal, durch das man aus einer Welt in die andere gelangen kann? Wenn es wahr ist, so muss es irgendwo auf dem Blocksberg im Harzgebirge liegen, denn mindestens einmal im Jahr öffnet sich das geheimnisvolle Tor in die Unterwelt und der Fürst der Finsternis übernimmt die Macht auf dem sagenumwobenen Brocken. Ein Mann durchlebt während seiner Wanderung auf dem Heinrich-Heine-Weg im Harz die Walpurgisnacht aus Goethes Faust auf seine eigene Art. Ein seltsamer Kobold, ein durch seine Vorstellungskraft entstandenes Fabelwesen, begleitet ihn als treuer Beschützer auf seinem beschwerlichen Weg. Der Wanderer begegnet Leuten, die er nur flüchtig kannte oder schon seit Jahrzehnten nicht mehr sah. Sie scheinen aber alle nicht mehr von dieser Welt zu sein und sind aus irgendeinem Grund alle wieder da, um an der teuflischen Aufführung teilzunehmen. Er trifft auf bizarre Wesen, die nur der Hölle entsprungen sein können. Hexen kreisen in Scharen über seinem Kopf und schließlich bringt ihn der Höllenfürst dazu, einen Pakt mit ihm zu schließen, der noch ein langes Nachspiel haben wird, in das einige Unbeteiligte wie in einen Strudel des Verderbens mit hineingezogen werden. Es scheint zuweilen alles Fantasie zu sein, aber wer weiß: Vielleicht ist auch etwas Wahres dran?
Nikolaus Warkentin

Über den Autor

Name: Nikolaus Warkentin
Geboren: 1962
Hauptberuf: Unternehmer
Hobby: Reisen
Veröffentlichungen: 3
Reiseroman: 1
Novelle: 1
Roman: 1
Kontakt: » E-Mail Nachricht
Statistiken

Zahlen & Daten zum Werk

Aufrufe: 9.859
Online Seiten: 130
PDF Downloads: 0
PDF Seiten: 298
EPUB Downloads: 0
EPUB Seiten: deviceabhängig
Druckzeichen: 495535
Druckwörter: 91448
Buchseiten: 384
Erschienen: July 2022

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